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SanssouciNachschlag

■ Torch Songs Mario Marino im Kama Theater

„Thank you so much“, haucht die hochgewachsene Dame geschmeichelt ins Mikrophon und lächelt dabei ein rotmundiges breites Lächeln. Das Publikum, sensibel und charmant, legt noch etwas Applaus zu, denn die Lady im Paillettenkleid ist augenscheinlich ziemlich aufgeregt. Immer wieder ruckt ihre weitschweifende Augenbraue nach rechts außen, dorthin, wo die vierköpfige Band des Kama Theaters nach den Noten für das nächste Lied sucht. Aber das Klatschen hat sich gelohnt, ermuntert von so viel Wärme und Zuneigung klingt der nächste „Torch- Song“ von Mario Marino gleich etwas gelassener: „It's a perfekt love affaire“.

Mario Marino ist Schauspieler, Sänger und Tänzer. Nach etlichen Jahren auf verschiedenen Bühnen in Belgien, Italien und Deutschland, konzentriert sich der Sohn einer Französin und eines Italieners nun ganz auf seine Solokarriere als Pailletten-Diseuse. Anders als viele seiner Kollegen firmiert er unter seinem (männlichen) Geburtsnamen, es ist allerdings der einzige Hinweis auf sein wahres Geschlecht. Keine zweideutige Conférence, keine kokette Anspielung auf seinen schwulen Background konterkariert seinen ladyliken Auftritt im Kama Theater. Ohne durchgängiges Thema und doppelten Boden singt Mario Marino die schönen Lieder von Anita Baker und alles weitere, das in diesem Genre Rang und Pumps hat.

„I hope, you're good in music“ heißt es in einem seiner achtzehn Lieder, die er in allen Höhen und Tiefen durchaus kongenial interpretiert. Letztlich bleibt der Auftritt dann aber doch etwas farblos, denn auch wenn Marino sicher auf seinen champagnerfesten Pumps steht und auch musikalisch durchaus Standvermögen hat, singt Barbra Streisand ihr „Papa, can you hear me“ dann doch noch eine Spur gefühlvoller. Der kleine Unterschied — irgendwo schlägt er sich eben immer nieder. Klaudia Brunst

Mario Marino: Torch Songs, morgen und am Montag um 20 Uhr im Kama Theater, Schwiebusser Straße

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