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■ Noch ein Zeichen des Widerstandes gegen eine MülldeponieDas Dauerwunder von Inchenhofen

Inchenhofen (taz) – Es war in der Freinacht zum 1. Mai. Über Nacht war draußen im Roßmoos bei Inchenhofen im Landkreis Aichach- Friedberg eine richtige stattliche Kapelle entstanden. Als Zeichen des Protestes gegen eine geplante Reststoffdeponie für die große Augsburger Müllverbrennungsanlage wurde sie errichtet (siehe auch 'WAHRHEIT‘ vom 25.9.). Die Leute im Dorf sprachen schnell vom „Wunder von Inchenhofen“, weil die vier Meter lange Kapelle plötzlich draußen im Roßmoos stand. Als das Bischöfliche Ordinariat in Augsburg den Segen für den Schwarzbau verweigerte und der Landrat vorsichtig anklingen ließ, man müsse eventuell das nicht genehmigte Bauwerk wieder abreißen, wurde die Kapelle eines Nachts heimlich von hohen kirchlichen Würdenträgern geweiht. „Da wird sich kein Landrat der Welt mehr ranwagen“, hieß es im Wallfahrtsort Inchenhofen. Die Protestkapelle macht ihrem Namen alle Ehre, denn aus den strenggläubigen Inchenhofener Katholiken sind regelrechte „Protestanten“ geworden. Das wollten sie gestern deutlich zeigen. Weil sie ihren Politikern – in Aichach und in München – nicht verzeihen, daß noch immer ihre Gegend als Standort für die Reststoffdeponie im Gespräch ist, haben sie erstmals zum traditionellen Leonhardiritt keine Politiker eingeladen.

Auf eine über 700jährige Geschichte blickt dieser Leonhardiritt zurück. Und was waren nicht hohe Herrschaften zu Gast im kleinen Ort. Minister und Ministerpräsidenten waren eigentlich obligatorisch. Doch war's diesmal nichts mit der prunkvollen Kutschenfahrt beim ältesten Leonhardiritt in Bayern. Sie wollten unter sich bleiben, die Inchenhofener. „Weil es für beide Seiten sicherer und besser ist so“, sagte Franz Binzer vom Veranstaltungskomitee. Es hätte ja sonst zu Demonstrationen kommen können in dem bedeutenden Wallfahrtsort.

Für das nächste Wochenende ist eine weitere Protestaktion geplant. Da werden auf Kosten der Gemeinde neben der Protestkapelle zahlreiche Protest-Obstbäume gepflanzt und Amphibien-Teiche angelegt. Im Nachbarort hat derweil das Widerstands-Kapellen-Bauen Schule gemacht. Im fünf Kilometer entfernten Kühbach, das auch von der Deponie betroffen wäre, entsteht derzeit eine weitere Protestkapelle – mit offizieller Genehmigung des Landratsamtes! „Das Landratsamt hat's genehmigt, nachdem auch das Bischöfliche Ordinariat sein O.k. gegeben hat“, berichtet der Inchenhofener Lehrer und Bürgerinitiativen-Vorsitzende Anton Moll. Noch einmal eine nächtliche Weihe mit auswärtigen hohen kirchlichen Würdenträgern wäre wohl dem Bischöflichen Ordinariat in Augsburg des Guten zuviel. Klaus Wittmann

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