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6.000 Arbeitsplätze!

■ Senat besorgt über Klöckner/ 6000 Arbeitsplätze

„Die Klöckner-Konzernmutter will sich von der Stahlproduktion verabschieden. Das steckt im Grunde dahinter.“ So ernst sieht die Lage für den Bremer Bürgermeister Klaus Wedemeier aus. Während er gestern an seiner Rede zum Sanierungsprogramm für Bremen arbeitete, überstürzten sich die besorgniserregenden Informationen der Betriebsräte der Bremer Stahlhütte — es geht um 6.000 Arbeitsplätze.

Noch vor drei Wochen war das kleine Senats-Kabinett (Wedemeier, Jäger, Fücks) beim Klöckner-Vorstand gewesen, um über anstehende Verträge mit dem Stahlwerk zu reden: Die Wasser-Abgabe, die Rückgabe des Hafens 'Weserport', die Rückgabe von Grund und Boden am Klöckner-Gelände, den die Hütte nicht nutzt, die Gichtgas- Nutzung für Stromgewinnung. Der Vorstand, so Wedemeier, habe damals von Überlegungen der Duisburger Konzernzentrale berichtet, einen „Partner“ für die Hütte zu finden. Der Bremer Vorstand arbeitete dagegen an einem Konzept, das die Hütte mit nur geringfügigem Arbeitsplatz-Verlust selbständig erhalten sollte.

Am Montag abend hatte Dr. Jürgen Großmann, Vorstandsvorsitzender der Klöckner-Stahl- GmbH, beim halböffentlichen „Becks-Forum“ mit dem Bundesaußenminister Kinkel nur die durch GUS-Zahlungsunfähigkeit bedrohten Rußland-Geschäfte angesprochen, die ca. 500 Arbeitsplätze auf der Hütte in Bremen kosten könnten.

Durch eine Information des Betriebsratsorsitzenden Peter Sörgel war Wedemeier am Montag aufgeschreckt worden: In Duisburg, so die Befürchtung, wird das Bremer Konzept offenbar abgelehnt, damit ist der Standort insgesamt in Gefahr. Wedemeier: „So habe ich Herrn Sörgel verstanden.“ Der Hintergrund ist klar: Der Stahlmarkt steckt mal wieder weltweit in der Krise, von 25 Millionen Tonnen Überproduktion allein in der EG redet der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, R. Vondran. Er fordert eine Stukturbereinigung in der Stahlbranche über „Kooperationsabkommen“. Alle Stahlbetriebe erwirtschaften dramatische Defizite, und wenn die Unternehmen nicht von sich aus zu einer Marktbereinigung kommen, kann die EG-Kommission Produktionsquoten und Mindestpreise festsetzen. An halbe Lösungen glaubt Wedemeier nicht. „Ich sage nur: Thomson-Brandt. Wir kennen die Salami-Taktik.“

Heute fährt der Bremer Klöckner-Vorstand nach Duisburg in die Konzernzentrale, am Donnerstag wird er im Bremer Rathaus über die Lage berichten. K.W.

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