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SPD-Schulpolitik bricht in Huckelriede ein

■ Heftige Schuldebatte: SPD ausgebuht, Grüne vorsichtig / Welke (FDP): „nacktes Chaos“ in Bildungsbehörde

Die Aula des Schulzentrums Huckelriede war voll bis auf den letzten Platz: SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern waren gekommen, um sich anzuhören, was die ParteienvertreterInnen zu ihrer Schule zu sagen hatten. Die Schulreformkommission, zusammengesetzt aus überregionalen Experten, hatte vorgeschlagen, die gymnasiale Oberstufe aus Huckelriede ans Sek.- I-Schulzentrum Obervieland zu verlegen. Dieser Vorschlag hält die Schüler- und Elternschaft des SZ Huckelriede nun bereits seit Tagen auf Trab (vgl. taz 17.11.)

Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Bringfriede Kahrs, verteidigte den Verlegungs-Vorschlag: „Soziales Lernen, Integration, Durchlässigkeit der Schulen und Verhinderung von Elitenbildung“ sei ihr bildungspolitisches Ziel. Viele Worte konnte sie allerdings nicht machen, immer wieder wurde sie lauthals unterbrochen und verlacht. Die SPD- Vertreterin sei „Opfer ihrer eigenen Ideologie“, rief ein Lehrer dazwischen. Sie solle doch ihre eigenen Kinder nach Obervieland schicken, wollte eine Schülerin sie provozieren. Bringfriede Kahrs fühlte sich bestätigt in ihrem Verdacht, daß es um soziale Ausgrenzung gehe. Die Schul-Elternsprecherin Mühlig- Hofmann reagierte empört: eine „unzumutbare Diskussionspartnerin“ sei die SPD-Vertreterin, rief sie in den Saal.

Wolfram Sailer (Grüne) war da ganz vorsichtig und votierte für eine Vertagung, „ein Moratorium“ in dieser Angelegenheit. FDP-Fraktionsvorsitzender Heinrich Welke erinnerte daran, daß die FDP im Beirat vergeblich den Antrag gestellt hatte, in Huckelriede ein durchgehendes Gymnasium zu errichten. Er erntete dafür stürmischen Applaus in der Schul- Aula. Die Schulelternsprecherin Mühlig-Hofmann unterstrich mehrmals den Wunsch nach einem Gymnasium „links der Weser“, und mehrere SchülerInnen deuteten an, daß sie sich für die Aufwertung des SZ Obervieland mißbraucht fühlten.

Es wurden aber auch Stimmen laut, die genaueres über die Verwirklichbarkeit eines Vollgymnasiums wissen wollten. „In welchen Räumen soll denn dieses Gymnasium stattfinden, wenn jetzt bereits Räume der Berufsschule mitbenutzt werden?“, fragte die Huckelrieder Schulleiterin Kruse. Die Leiterin der Behindertenschule, Angela Feldhusen, befürchtete einen Rausschmiß ihrer Einrichtung, die auch im Schulzentrum angesiedelt ist, und wollte wissen, auf welche Räumlichkeiten sie weiterhin noch hoffen dürfe.

„In dieser Bildungsbehörde herrscht das nackte Chaos in Sachen Planung“, meinte FDP- Fraktionschef Welke auf die Frage nach konkreten Finanzierungsplänen. Als Fazit dieser Diskussion räumte er der „Expertenkommission mildernde Umstände“ ein, „da allesamt nicht aus Bremen kommen“. Die FDP hoffe, das mit dem Senatsbeschluß am 15.12. „endlich auch in Bremen bundesrepublikanische Verhältnisse“ im Schulsystem wieder einkehren würden. Veronika Meduna

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