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Abscheu und Empörung reichen nicht aus

■ 3000 demonstrierten gegen Morde von Mölln: "Asylpolitik schuld am Attentat" / Hamburger Bündnis Türkischer einwanderer fordert Verbot rechtsextemer Parteien / CDU-Fraktions-Chef Kruse: Nur noch...

: »Asylpolitik schuld am Attentat« / Hamburger Bündnis Türkischer Einwanderer fordert Verbot rechtsextremer Parteien / CDU-Fraktions-Chef Kruse: Nur noch Polizei hilft gegen Gewalt

„Berlin, Mölln, das war Mord! Kampf dem Faschismus an jedem Ort!“ Unter diesem Motto haben gestern abend über 3000 Menschen in der Hamburger City gegen die Mordserie von Neonazis auf Ausländer und Linke demonstriert.

Wie berichtet, war in der Nacht von Samstag der 27jährige Silvio Meier von Neonazis niedergestochen und getötet worden. Gestern früh hatten dann Rechtsradikale in Mölln bei Ratzeburg in zwei Häusern von türkischen Familien Feuer gelegt. Zwei türkische Frauen und eine Zehnjährige kamen in den Flammen um, mehrere Bewohner wurden verletzt. Die Demonstranten gaben den etablierten Parteien eine Mitschuld an den grausamen Morden der Rechtsradikalen. Durch die zunehmende ausländerfeindliche Stimmung, die von den Regierenden geschürt werde, seien solche Überfälle vorprogrammiert. Ein Demo-Sprecher: „Derartige Überfälle gehören in das Kalkül der Politiker, um die Änderung des Asylrechts durchzusetzen.“ Bereits am Nachmittag waren rund 500 StudentInnen der Hochschule für Wirtschaft und Politik spontan zum Rathaus gezogen. Der Demo-Zug wurde vor der Bannmeile gestoppt.

Auch in Mölln wurde gestern demonstriert. Als Ausdruck des Entsetzens über den Mordanschlag der vorangegangenen Nacht versammelten sich gestern abend mehrere hundert Menschen in der Innenstadt zu einem Schweigemarsch, unter ihnen der Schriftsteller Günter Graß. Allen voran gingen dreihundert überwiegend türkische Mitarbeiter der nahegelegenen Jurid-Werke. Der Chef des Werkes, in dem Bremselemente hergestellt werden, hatte der Spätschicht für die Demo freigegeben. Ein Möllner Spediteur stellte mehrere hundert Fackeln zur Verfügung. „Faschis raus!“ riefen die Teilnehmer, als sich der Zug in Bewegung setzte. Die Möllner Polizei rechnete mit etwa 1000 Schweigemarschierern.

Mit „großer Verbitterung und mit Entsetzen“ hat das Bündnis Türkischer Einwanderer in Hamburg auf den Möllner Anschlag reagiert. „Diese Schandtat“ zeige in aller Klarheit, „wozu die Neonazis fähig sind“. Die im Bündnis zusammengeschlossenen türkischen Einwanderer fordern ein sofortiges Verbot der neonazistisch-rechtsradikalen Parteien.

„Bestürzt und entsetzt“ hat sich auch Bürgerschaftspräsidentin Elisabeth Kiausch über den feigen Mord geäußert. Ihr Mitgefühl gelte den Angehörigen und den vielen Ausländern in und um Hamburg, die sich jetzt besonders bedroht fühlen. „Abscheu und Empörung reichen nicht aus“, meinte der Hamburger CDU-Fraktions-Chef Rolf

Kruse. Der Schutz von Ausländereinrichtungen müsse absoluten Vorrang bei der vorbeugenden Verbrechensbekämpfung bekommen. Nur mit schärfsten Polizeimaßnahmen sei die Welle der Gewalt noch einzudämmen. pemü/lian/dpa

Siehe auch Seiten 1 und 3

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