: “Wir“ sind mehr
■ Antifaschistische Demo we gen Mölln
Da standen wir am Ende der Demonstration auf dem Sielwall, mit einem sehr schalen Geschmack im Mund. So wollte niemand nach hause gehen. Wir hätten unseren Kopf bewegen können. So war es eine Demo wie viele andere: Die gleichen Leute, die gleichen Polizisten, die gleichen Sprechchöre... es hätte eine Golfkriegs-Demo sein können. Aber diesmal ist einiges anders: Die Linie zwischen „Freund“ und „Feind“ verläuft anders. An den Morden in Mölln und den Pogromen in Rostock verdient „das Kapital“ nicht. Da ist nicht einfach der große böse Staat am Werk. So abgrundtief zynisch die Motivation ist —das Investitionsklima!- so ist dennoch „die Wirtschaft“ besorgt wegen der Ausländerfeindlichkeit. Und es gibt wohl noch viel mehr Menschen, die wollen, daß die faschistischen Pogrome ein Ende haben. Auf all diese dürfen wir nicht eitel verzichten. „Wir scheißen auf dies Vaterland“ macht vor allem klar, wer „wir“ ist — und wer nicht. Wir dürfen uns den Luxus dieses „wir“ nicht mehr leisten!
Ohne auch unüberbrückbare Gegesätze zu vergessen, müssen wir mit (fast) allen Menschen, die gegen die „faschistische Pest“ sind, zusammen demonstrieren können. Und das heißt: Auch mit Omi von nebenan und auch mit (einigen? ) Polizisten.
Solange unsere furchtbaren, geschichtsvergessenen Politiker mit unserem „wir“ diese Wut auf uns linke Staatsfeinde reduzieren können, werden sie sich nicht bewegen und werden mit ihrer hochgerüsteten Bürgerkriegsarmee nicht gegen die Faschisten vorgehen. Und viel anderes können wir mit Demos wohl nicht bewirken. Also laßt uns endlich unseren Kopf und Arsch bewegen und an die Opfer —und die Täter-denken, statt selbstverliebt an unsere Feindbilder! Sebastian Trapp
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