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Guten Morgen, du Schöne

Mein jahrelanges Schlafmützchen wird mir jäh vom Kopf gerissen: Das Morgenradio quakt wieder mal eine gräßliche Nachricht heraus. „Drei Türkinnen verbrannt.“ War es nicht gestern ein junger Mann in Kreuzberg?

Mein Dornröschenschlaf ist nun endgültig dahin. Und die Prinzen kommen zwar auch mit Schwert, aber das kriegst du von hinten durch die Kiemen. Sie kommen mit Benzin und Feuer statt mit Prinzenküssen.

Ich schäme mich, ich bin betroffen und ohnmächtig wütend. Aber ich bin aufgewacht. Bis in die letzte Zelle meines Wesens hasse ich jegliche Gewalt, und genau die hängt jetzt überall heraus. Es gibt keinen Entzug mehr, keine Flucht in die kuschelweiche Familie. Irgendwann bin ich dran und kriege eins übergebraten, dazu bedarf es immer weniger. Erst die Ausländer, die Juden, die Behinderten, dann die Alten, die liegen eh dem Staat auf der Tasche, dann die Hennagefärbten, dann die Frauen ohne Mann, die Andersliebenden sowieso. Ja, und wer nicht normgerecht arbeitet, lebt und aussieht. Ich frage mich, wer bleibt da über?

[...] Dieser Morgen berührt mich, und ich werde mich wieder rühren. Ich will den Mund auftun, wenn es nötig ist und nicht wegschauen. Gelegenheit gibt es im Alltag allemal.

In der Stadt riecht es nach Bestürzung. Die U-Bahn-Gesichter zeigen Betroffenheit. Ein unsichtbarer Mantel aus Angst und Ohnmacht läßt die Kollegen zusammenrücken. Die Morde in Mölln lassen uns eiskalt erwachen. Wir stürzen uns in hilflose Agitation mittels Plakat und Unterschriften. Darunter drei rote Friedhofskerzen. Die Eingangshalle des Amtes wird zur Gedenkstätte. Der Pförtner hält Mahnwache. Doris Remi, Berlin

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