: "Endlich wieder richtiger Fußball am Hamburger Millerntor"
■ FC St. Pauli: 1:1 gegen Hertha BSC / Manzi traf / Thomforde patzte / Kiezclub-Fans überzeugten durch antirassistische Kundgebung / Hertha-Fans pöbelten während Gedenkminute
1:1 gegen Hertha BSC / Manzi traf /Thomforde patzte / Kiezklub-Fans überzeugten durch antirassistische Kundgebung / Hertha-Fans pöbelten während Gedenkminute
Wieder nur ein Unendschieden für den FC St. Pauli im heimischen Wilhelm-Koch-Stadion. Trotzdem läßt sich nach dem sonnabendlichen 1:1 des Kiezclubs gegen Hertha BSC ein Sieger billanzieren: Die Fans vom Millerntor. Unabhängig von den sicherlich gut gemeinten, aber ansonsten ziemlich verwässerten Aktionen des Deutschen Fußball Bundes gegen Ausländerhaß, haben sie versucht, selbst ein Zeichen zu setzten. Der Teil der Gegengeraden, auf dem sich gemeinhin die fanatischsten Anhänger des Clubs versammeln, wurde für antirassistische Transparente gesperrt, rassistische Rufe der Hertha-Fans während einer Gedenkminute für die Opfer des Rassismus wurden mit „Nazis Raus“-Rufen quittiert und nach dem Spiel eine Demo durch St.Pauli abgehalten.
Und auch vom Spielfeld gab es Positives zu vermelden. Die Gurkentruppe (O-Ton: St. Pauli-Fan- Postille„Millerntor-Roar“) zeigte gegen die Berliner zumindest wieder richtigen Fußball, wie ein St. Pauli-Fetischist resümierte. Dennoch: Seit acht Spielen sind die Hanseaten nunmehr ohne doppelten Punktgewinn. „Mit dem Spiel bin ich zufrieden, mit dem Ergebnis nicht. Im Mittelfeld haben wir fast fahrlässig agiert und so gefährliche Konter zugelassen“, sagte denn auch Trainer Seppo Eichkorn am Sonnabend nach dem Schlußpfiff. „Es war mehr für uns möglich. Ein Sieg wäre sogar verdient gewesen“, erkannte Hertha-Coach Günter Sebert.
Auf dem Spielfeld waren die Hanseaten zwar die kämpferisch überlegene Mannschaft, zeigten je
doch vor der Pause Schwächen in der Abwehr. Vor 11279 Zuschauern erzielte der Berliner Goalgetter Theo Gries mit seinem zwölften Saisontreffer die Führung für Hertha (35.). Den Ausgleichstreffer für St. Pauli köpfte Leonardi Manzi auf Flanke von Knäbel in der 47. Mi
1nute. Beide Mannschaften verstanden es nicht, die Torchancen zu nutzen. So scheiterte St. Paulis starker Finne Ari Hjelm in der 20. Minute an Hertha-Torwart Junghans, der den Kopfball noch an den Pfosten lenken konnte.
„Das Spiel hatte hohen Unterhaltungswert. Endlich haben wir mal wieder zuhause einen Treffer erzielt“, meinte Eichkorn. Nach drei Spielen ohne St. Pauli-Tor am Millerntor konnte jedoch auch der Treffer von Manzi nicht über die Abschlußschwäche der Hanseaten hinwegtäuschen. Nur eine Energieleistung kann die Hamburger jetzt noch aus der Abstiegszonebringen. Coach Eichkorn ahnungsvoll: „Wir müssen jetzt in der Winterpause tief durchatmen.“
schulz
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