piwik no script img

Heute im Kino: December Bride

Heute im Kino

December Bride

Regenschwaden lasten über dem Hügelland, der Wind heult, ein Mann steht mit einer riesigen Trommel behängt am Ufer des Sees und trommelt. Kaum hält er inne, kommt die Antwort von jenseits des Wassers. So verkehrten schon die Vorväter mit dem anderen Ufer.

Diese Szene aus dem irischen Film December Bride von Thaddeus O'Sullivan hat wenig mit der Handlung zu tun und sagt doch eine Menge über diese kleine cineastische Perle: Der Mensch kann rackern und sich auflehnen, aber was ist er schon verglichen mit dem Wind, dem Regen und dem Wasser.

Die Geschichte der „Dezemberbraut“ Sarah zum Beispiel: Sarah geht als Magd auf einen gottverlassnen Hof, zu einem Farmer und seinen zwei Söhnen. Der Alte, ein wortkarger Mann, kommt bei einer stürmischen Bootsüberfahrt ums Leben. Fortan lebt Sarah allein mit den Söhnen.

Das ist natürlich auch in den abgelegenen Hügeln Nordirlands ein Unding, zumal Sarah schon nach kurzer Zeit einen Sohn gebiert. Einen Vater kann sie nicht nennen; die nahe Dorfgemeinde und besonders der Priester sind außer sich.

Sarah (Saskia Reeves), Hamilton (Donald McCann) und Frank (Ciaran Hinds) gehen unbeirrt wie der Trommler ihrer beschwerlichen Arbeit nach. Geredet wird nur, wenn es etwas zu sagen gibt. So überläßt O'Sullivan, der bisher nur als Kameramann gearbeitet hat, weitgehend der Kamera das Erzählen. Die Stimmungen im Film wechseln mit dem Wetter, den Farben der Bäume oder dem Licht des Himmels.

December Bride lebt von wunderschönen Bildern, von der spröden Gegend, dem Wetter, den historischen Details aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Wenn die Männer bis zu den Waden im Wasser stehen, um Seegras zu ernten, und ihnen die Frau einen Krug mit Milch bringt, muß nicht gesprochen werden. Ein dankbarer Blick, der weggewischte Schweiß — das ist die Sprache O'Sullivans. J.F.Sebastian

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen