: Waffenabzug aus Mogadischu
■ Somalische Kriegsherren ziehen ab
Mogadischu/Berlin (wps/AFP/ taz) – Die beiden somalischen Kriegsherren Ali Mahdi und Farah Aidid, die den Norden beziehungsweise den Süden Mogadischus kontrollieren, haben gestern mit dem Abzug ihrer Milizen und schweren Waffen aus der Hauptstadt begonnen. Damit setzten sie ein am Montag getroffenes Abkommen mit den US-Interventionstruppen in die Tat um. Das gilt als wichtiger Test dafür, ob Aidid und Mahdi tatsächlich ihre Anhänger unter Kontrolle haben. Die Einhaltung der Vereinbarung wird nicht von den US-Militärs überwacht, da dies als „innere somalische Angelegenheit“ gilt. Die Waffen sollen in ein Lager außerhalb von Mogadischu gebracht werden.
In den letzten Tagen hatte sich die Sicherheitslage in Mogadischu stark verschlechtert. Plünderungen und Überfälle auf AusländerInnen häuften sich insbesondere bei der „Grünen Linie“, welche die Herrschaftsgebiete Aidids und Mahdis trennt. Ironisch gesinnte US-Reporter verglichen die Situation der dortigen US-Soldaten bereits mit der explosiven Lage in Los Angeles nach den Unruhen im April. In der Nacht zum Montag hatte ein größeres somalisches Kommando bei Baidoa einen französischen Trupp überfallen.
Die US-Truppen bereiten sich unterdessen darauf vor, nach Baidoa und Kismaju in weitere Städte im Süden Somalias einzurücken. Oben auf der Liste der bis Ende Dezember zu besetzenden Städte stehen Belet Huen, Hoddur, Gialassi und Bardera. Letztere könnte schwierig werden: dort herrscht General Morgan, Schwager und gefürchteter Kommandant des gestürzten Diktators Siad Barre. US- Sonderbeauftragter Robert Oakley hat es abgelehnt, Morgan zu treffen, weil dieser für Massaker an der somalischen Zivilbevölkerung verantwortlich ist. Morgan fordert nun im Gegenzug Oakleys Rücktritt.
UN-Generalsekretär Butros Ghali sprach sich derweil für eine längere US-Präsenz in Somalia aus. Es wäre eine Tragödie, wenn ein vorzeitiger Abzug oder eine Truppenumstrukturierung Somalia wieder in Anarchie und Hungersnot stürzen würde, schrieb Ghali in einem Bericht an den Weltsicherheitsrat. D.J.
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