: Vom Elend der Radwege
■ Bauamt: Für Unterhaltung der Radwege ist kein Geld da
Vom Elend der Radwege
Bauamt: Für Unterhaltung der Radwege ist kein Geld da
Wer schon mal auf dem Fahrrad etwas flotter die Bismarckstraße stadtauswärts gefahren und dann in die St. Jürgen Straße eingebogen ist, weiß: Vorsichtshalber sollte man in den Pedalen etwas stehen, sonst tut beim Anblick des Krankenhauses alles weh. Der Radweg, der ähnlich stark benutzt ist wie der Bleistreifen nebenan, ist eine Katastrophe - seit Jahren.
Der „Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club“ (ADFC) dachte, unter den Bedingungen einer Ampel-Koalition hätte er leichteres Spiel und freundschaftlich gesinnte Ansprechpartner für seine Lobby-Arbeit. So schickt er ab und an eine „Meckerzettel“ an das zuständige Amt für Straßen-und Brückenbau (ASB), auf der für bestimmte Stadtgebiete dem ADFC zu Ohren gekommene Mängel an Radwegen der Obrigkeit mitgeteilt werden. Beim letzten Male — bemängelt wurden keine Bagatellen, versichert ADFC-Mitarbeiter Malte Fischer, sondern nur die „üblen Pisten“ an der Bismarckstraße oder St.-Jürgen-Straße — hatte der ADFC die Frage aufgeworfen, ob die unterlassene Reparatur eines halsbrecherischen Radweges als „Verletzung der Verkehrssicherungspflicht“ zu bewerten sei.
Das ASB antwortete nicht und teilte auf eine Mahnung hin nur knapp mit, daß eine „akute Unfallgefahr“ nicht bestehe, und außerdem sei sowieso kein Geld da. Diese Antwort sei eine „Unverschämtheit“, empört sich der ADFC und wandte sich an das dem ASB vorgesetzte Ressort, den Bausenator. Es sei wirklich kaum Geld zur Unterhaltung von Straßen und Radwegen vorhanden, versichert Pressesprecher Imholze: etwa zwei Millionen Mark pro Jahr. Differenziert nach Straßen und Radewgen wird dabei nicht — was in der Praxis meist bedeutet, daß Radwege nur instandgesetzt werden, wenn Straßen saniert werden müssen. „Nur die nötigsten Sachen können umgehend gemacht werden“, erklärt Imholze, wenn sonst die „Verkehrssicherheit“ gefährdet wäre. Was in keinem Verhältnis steht zur Bedeutung des Radverkehrs: 22 Prozent des Personenverkehrs findet mit dem Drahtesel statt, zumindest darinliegt Bremen im Städtevergleich weit vorn. „Man muß überlegen, wir man in Zukunft die Fahrradförderung betreibt“, signalisiert der Pressesprecher des Bauressorts. Die Lobby-Arbeit des ADFC findet er dabei „sehr konstruktiv“ und hofft, daß die Verwaltung die Anregungen entgegenkommend aufgreift: „Hier ist Bürgernähe angebracht.“
Vor Jahren gab es einmal an der Parkallee eine bürgernahe Aktionsform: Da hatte Gerold Jansen, ein Mann der Tat, den Radweg zur Uni einfach aufgerissen, einen fachgerechte weißrote Plastik-Streifen gespannt und ein Papp-Schild aufgestellt: „Hier repariert Bremen seine Radwege.“ Es dauerte nur wenige Tage, da war die Baustelle beseitigt und der Radweg wiederherstellt. K.W.
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