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Gibt es etabliertes Off-Theater?

Weniger mit künstlerischen Mitteln denn mit derben Streitereien machte das Theatron im Karo-Viertel in letzter Zeit Schlagzeilen. Nun hat Alejandro Alvarez, Hauptmieter des Eßlokals samt Bühnenraum mit 99 Plätzen, mit drei Schauspielern und seiner Lebensgefährtin Sarah G. Picard die künstlerische Leitung übernommen.

Ein eher glückloser Intendant war Alvarez, der nun vorsichtig im fünfköpfigen Führungsteam antritt, schon von 1986 bis 1991. Anfang 1991 übertrug er die Leitung dem Iren Kevin Kinsella. Seitdem betreute Alvarez erfolgreich seine Taco-Bäckerei, während sich Kinsella um das darniederliegende Off-Theater kümmerte. Kinsella steigerte die Platzausnutzung von 16 auf 50 Prozent, fand Kontakte zu Gruppen im Viertel, stellte ein Ensemble zusammen und bereicherte den Spielplan mit passablen Gastspielen. Doch seit vergangenem Mai steckte der Wurm in der Arbeitsteilung, was vermutlich nicht nur am langsamen Verfall des ehemaligen Kinos lag. Versuche, die Kulturbehörde und die Steg zur Renovierung des kleinen Theaters zu bewegen, scheiterten. Alvarez kündigte Kinsella im Oktober den mündlichen Mietvertrag, und der Ire konnte dagegen „aufgrund der komplexen Rechtslage nicht gerichtlich vorgehen“. Unter dem vorläufigen Namen „Karo-Theater“ arbeitet sein Ensemble weiter, probt zur Zeit im „Haus für Alle“ und sucht nach einem neuen Etablissement. Denn bis im Schlachthof ein Theaterräumchen frei wird, können Jahre vergehen. Etablierte Schauspieler sucht dagegen jetzt sein Kontrahent Alvarez - eine originelle Idee für ein Off-Theater. jk

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