: Peter James - Geschäftsführer von Rockcity Hamburg
PETER JAMES – GESCHÄFTSFÜHRER VON ROCKCITY HAMBURG
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2å Ganz hat sich der Traum von Peter James nicht erfüllt, jedoch soweit, daß der Geschäftsführer von RockCity Hamburg e.V. mit Fug und Recht von sich behaupten kann: „Ich mache das, was ich immer machen wollte.“ War seine aktive Musikerkarriere nur von guinnessbuchkurzer Dauer („Ich hatte mit 18 eine Band, die hat aber nur 20 Minuten gehalten“), hegte der „fanatische Konzertgänger“ schon immer den Wunsch, einmal beruflich seinen „privaten Neigungen“ nachgehen zu können.
Doch Wunsch und Wirklichkeit sind zwei Paar Schuhe, und so landete der inzwischen 41jährige erst nach diversen Zwischenstops an der Kleinen Freiheit, wo sich der 1987 gegründete Verein mit den Musizierenden Toiletten die Büroräume teilt.
Vor zwei Jahren wurde der vormalige EDV-Spezialist und Textilienhändler als Kassenwart in den sechsköpfigen Vorstand gewählt, seit Oktober 1991 ist James nunmehr hauptamtlicher Geschäftsführer. Dies eigentlich in Kooperation mit Oliver Ehrlich vom Logo, doch der widmet sich in letzter Zeit verstärkt seiner vier Monate alten Tochter und kann sich somit weniger um die Belange der Hamburger Rockmusikszene kümmern.
Diese ist zwar nicht ganz so pflegebedürftig wie ein Kleinkind, kann aber im halbprofessionellen Bereich durchaus institutionelle und infrastrukturelle Rückendeckung vertragen. „Da liegt noch einiges im argen“, kennt James die Probleme der Bands, die noch nicht von ihrer Musik leben können, dies aber anstreben. „Wir müssen Strukturen schaffen, in die sich die Gruppen hineinbegeben können“, versteht sich der eingeschriebene BWL-Student als eine Art „Verbindungsmann für die Szene“. Denn entsprechende Kontakte zu Schallpattenfirmen, Musikverlagen oder Konzertveranstaltern sind unabdingbar für eine konstruktive Aufbauarbeit.
Allen voran deutschsprachige Bands haben große Schwierigkeiten, sich über Insiderkreise hinaus Gehör zu verschaffen. „Die sind auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk noch unterrepräsentiert“, nennt der Brillenträger mit dem englischen Paß einen weiteren Ansatzpunkt für seine oftmals missionarische Tätigkeit. Erste Erfolge kann der Rufer in der Musikwüste hierbei verbuchen.
So entstand in Zusammenarbeit mit dem NDR die Konzertreihe Unerhört (inzwischen in Hörproben umbenannt), die bereits bekannteren Gruppen vorbehalten ist, während im Rahmen von Freispiel die absoluten Neulinge ihre ersten Auftritte absolvieren können. „Wir müssen erst einmal herausfinden, wie man als Verein arbeiten kann“, ist sich James trotz der Fortschritte darüber im klaren, daß noch viel Wasser die Elbe hinunterlaufen
1wird, ehe eine endgültige Arbeitsstruktur gefunden ist. „Es sind neue Kooperationsformen vonnöten“, sagt Peter James und meint damit auch das Verhältnis zur Kulturbehörde, die RockCity zu einem nicht unerheblichen Teil finanziert. „Wir müssen erst wissen, wo der Schuh drückt, bevor wir mehr öffentliche Gelder fordern können“, redet James einem gerüttelt' Maß Eigeninitiative das Wort. Und genau die verlangt er auch von denen, die den 140 Mitglieder starken
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0Verein um Unterstützung bitten. „Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe, Jobvermittler sind wir nicht.“
Mit szeneastischer ABM-Maßnahme hat das Wirken des Peter James und des gesamten Vereins in der Tat nichts gemein - eher mit Bewegungstherapie: „Ich bin ein Frosch, der in den Milchtopf fällt und so lange strampelt, bis sich Quark bildet.“ Bleibt nur zu hoffen, daß es am Ende nicht saure Sahne wird.
Clemens Gerlach
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