piwik no script img

Nummer ab und tschüß

Autofriedhof Straßenrand: mal Ordnungswidrigkeit, mal  ■ Straftat

Rostige Kotflügel, eingeschlagene Scheiben, abmontierte Reifen, dazu ausgeschlachtete Motoren, aus denen Öl leckt — immer mehr Autowracks verschandeln das Straßenbild. Viele Autobesitzer stellen ihr Vehikel nach der Devise „Nummernschild ab und tschüß“ einfach am Straßenrand ab. Das sorgt für erheblichen Verwaltungsaufwand und gefährdet die Umwelt.

„Viele wissen gar nicht, wie gefährlich die Stoffe aus Altwagen für die Umwelt sind“, kommentiert Sven Schulze vom Hamburger Autoverwertungsunternehmen Kiesow den Trend. Früher verschrottete Kiesow Altwagen kostenlos, heute müssen die Kunden dafür rund 120 Mark bezahlen. Die Verwertungskosten pro Fahrzeug hätten sich in den letzten Jahren auf rund 600 Mark verdreifacht. Spezialbeton, Filteranlagen sowie Benzin- und Ölabscheider verhindern nach Schulzes Angaben heute, daß giftige Stoffe in den Boden eindringen.

In Hamburg gebe es mittlerweile regelrechte Abstellstraßen, in denen die „Rostlauben“ zuhauf stünden, weiß Sylvia Schwägerl von der Umweltbehörde. „Neben und in die Schrottautos wird noch jede Menge Müll gestellt, manchmal so-

1gar kanisterweise Altöl“, schimpft sie. 1993 wurden in Hamburg 1733 alte Karren abgeschleppt, 736 wurden verschrottet. 1991 waren es noch weniger als die Hälfte. Jede Verschrottung kostet die Stadt rund 160 Mark, hinzu kommt noch das Abschleppen, die Lagerung und der Verwaltungsaufwand.

Anhand der Nummernschilder, der Fahrgestell- oder Motornummern ermitteln die Behörden in den meisten Fällen die Besitzer der abgestellten Fahrzeuge. Sie müssen

1für die entstandenen Kosten blechen, zusätzlich droht ein Bußgeld von mehreren hundert Mark wegen einer „Ordnungswidrigkeit“. Für besonders Rücksichtslose kann die billige „Entsorgung“ ihrer Schrottkiste aber noch sehr viel teurer werden: Wird ein Auto in Naturschutzgebieten abgestellt oder gelangt Öl in einen Fluß oder ins Grundwasser, wird der Übeltäter nach dem Strafgesetzbuch verfolgt und abgeurteilt. Das kann mehrere tausend Mark kosten. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen