■ Ski–WM: Mit Led Zeppelin zum Kombinationsgold
Morioka (dpa) – Mit Musik von Led Zeppelin hatte Miriam Vogt zum Gipfelsturm angesetzt, ihre Goldmedaille in der Kombination gedenkt die Starnbergerin auf etwas altmodischere Weise zu zelebrieren. „Im Sommer mache ich eine Wallfahrt zur Wieskirch' mit meinem Bruder und meinem Vater, 65 Kilometer zu Fuß“, kündigte sie an.
Miriam Vogt ist anders als ihre Teamkolleginnen. Außer Skifahrerin würde sie gerne Philosophin sein, sagt sie über sich. Im Zielraum des Mount Kotakakura wirkte sie auch so. „Im Moment ist es eine stille Freude, der große Jubel kommt noch.“ Die erste Reaktion war typisch für die 25jährige, die früher Ruderin werden wollte. Bis zur zweifachen Bayerischen Meisterin hat sie es da gebracht, die Sportart prägt sie noch heute: „Das ist eine brutale Schinderei, dadurch bin ich hart gegen mich selbst geworden.“
Hart genug, um Rennen, Training, Betriebswirtschafts-Studium und ihre Aufgaben als DSV-Aktivensprecherin unter einen Hut zu bekommen. Hart genug, um sich nach einem Absturz in den DSV- Förderkader vor drei Jahren und einem erneuten Tief in dieser Saison wieder hochzuarbeiten und die Nerven zu behalten. Bei dem WM- Chaos in Morioka zahlte sich das aus. Sie brachte am Donnerstag die zwei besten Slalomläufe ihres Lebens herunter und brillierte am Freitag auch in ihrer stärksten Disziplin als Abfahrts-Zweite. Ihr Entspannungs-Rezept: „Ich war im Skikeller und habe eine CD von Led Zeppelin gehört, danach habe ich wunderbar geschlafen.“
Bisher hatte Miriam Vogt im entscheidenden Moment immer verkrampft. Jetzt hat sie genau die richtige Mischung gefunden: Konzentriert, aber doch auch innerlich locker genug, um im Rennen explodieren zu können. „Ihre enorme Willenskraft hat ihr viel geholfen, doch manchmal stand sie ihr im Weg. Wir haben die Lockerheit geübt“, sagte Damen-Cheftrainer Rainer Mutschler, „sonst würde sie vielleicht mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen.“
Sensationelle Zweite war Picabo Street (USA), die wegen ihres unprofessionellen Lebenswandels vor drei Jahren aus dem US-Kader geflogen war. Auf Rang drei landete die völlig enttäuschte Favoritin Anita Wachter.
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