piwik no script img

Ludek lacht wieder!

Das deutsche Eishockey-Nationalteam gewann mit 4:1 (0:0, 2:1, 2:0) gegen Kanada  ■ Aus Schwenningen Peter Unfried

Es grüßten also aus Fuerteventura die Spieler der Düsseldorfer EG, aus München der Kapitän Gerd Truntschka und sein Spezl Dieter Hegen, blieben gar nicht mehr so viele, die am Wochenende zum Nissan-Cup in die Schweiz und in den Schwarzwald kurvten. Und gut genug sind, demnächst auch in München und Dortmund um WM-Ehren zu spielen. „Zu 80 Prozent sind die Plätze vergeben“, hatte der Bundestrainer Ludek Bukac bereits vorher angedeutet.

Sicher schon mal an neun abwesende Düsseldorfer plus die beiden Hedos-Helden, bleiben folglich zwölf Trikots übrig. Theoretisch. Weil aber da auch schon eine Menge in festen Händen sind, wie jene der beiden Torhüter Josef Heiß und Klaus Merk etwa, die der Münchener Sturmzwillinge Georg Franz und Raimond Hilger samt Kaufbeurener Partner Stefan Ustorf oder das des Kölner Verteidigers Jörg Mayr, ist soviel Platz für neue Leute gar nicht mehr.

Und das, obwohl die sich doch in den letzten Tagen sehr hervorgetan haben, mit einem 5:4 über den Vizeweltmeister Finnland, einem 4:1 über ein zugegebenermaßen alles andere als starkes Team Kanada. Und der Doktor phil. Bukac hinterher auch voll des Lobes war, etwa über die Kanadisch-Krefelder Verteidigungsreihe Meyer und Thomson oder auch den in Schwenningen (fast) alles haltenden Teenager-Goalie Marc Seliger vom Zweitligisten SB Rosenheim. „Dieses Turnier war auch ein Schritt in die Zukunft“, hat Bukac zufrieden gesagt, „da gibt es einige Spieler, die mithalten können.“ Allerdings hat er auch vorsichtshalber schon mal auf das kommende Jahr hingewiesen mit der Doppelaufgabe Olympia und Weltmeisterschaft: „Die wissen, daß sie da ihre Chance haben.“

Also viel herumprobiert und doch (vorerst) alles beim alten geblieben? Franz Reindl? Ganz und gar nicht, meint der für die Abwehrreihen zuständige Co-Trainer. „Man kann im modernen Eishockey nicht mehr mit 28 Spielern arbeiten.“ Wie das zu Zeiten der Fall war, als er 181 Mal im nationalen Dress skatete. „Man braucht eine ganze Reihe mehr.“ Und in dieser Hinsicht seien „der Ludek“ und er schon ein ganzes Stückchen weiter als noch im November, als man beim Deutschland-Cup in Stuttgart angefangen hat, oder besser fortgefahren ist, neue Leute auszuprobieren. Erstens um den Kader zu ergänzen, zweitens um die Besten bei Kräften zu halten.

Beim Iswestija-Cup kurz vor Weihnachten hat man als Konsequenz böse Prügel bezogen und aus den eigenen Reihen, nämlich vom Düsseldorfer IIHF-Präsidenten Günter Sabetzki, eines vor die Helme gekriegt, aber der Prager Bukac hat das einkalkuliert, gesagt, „wir machen keinen Schritt zurück“, und dafür einen weiteren nach vorne gemacht.

Mittlerweile kann er sich solches und mehr erlauben, die Spieler müssen nicht mehr herbeigebettelt werden, sondern haben gemerkt, daß es sich lohnt, für das Team Deutschland aufzulaufen. „Der Wandel in den Köpfen“, hat Franz Reindl gemerkt, „ist da.“ Denn erstens, „man bekommt einen Namen“, zweitens, „man bekommt ein Renommee“, und drittens, „man wird besser“. Diese Begeisterung steht und fällt selbstredend, das weiß der Ludek Bukac nun wieder genau, mit dem Erfolg. „Ohne den“, hat er gesagt, „funktioniert das nicht.“ Deshalb war er wohl auch ganz erleichtert, daß es in diesen Tagen selbst mit einer zweiten Mannschaft zu Erfolgen gelangt hat. Und einen für einen Supertaktiker erstaunlichen Satz gesagt, zum Einsatz des Zweitligatorhüters Seliger: „Das kann sich nicht jeder Trainer leisten, einen so jungen Mann ins Tor zu stellen.“ Warum nicht? Weil nicht jeder eine so gut organisierte Abwehr davor stehen hat.

Die ist nämlich das ein und alles im internationalen Eishockey, und da hat man vor allem gegen die Kanadier einiges von dem mitgekriegt, was einst, so will es Bukac, der „deutsche Stil“ werden soll. „Harter Körpereinsatz, keinem Zweikampf aus dem Weg gegangen, Athletik“. All das hat Franz Reindl gesehen und erfreut zur Kenntnis genommen. Klar gehört noch mehr dazu, dafür soll dann Gerd Truntschka sorgen, der allerdings aus München schon mal, was die Wochenend-Gegner betraf, warnend erinnert hat: „Zur WM werden die alle mit einer anderen Mannschaft kommen.“ Aber das kann die Herren Bukac und Reindl kaum erschüttern. „Wir auch“, sagen die und warten jetzt erst einmal die Bundesliga-Play-offs ab, nicht in der üblichen permanenten Sorge, einer könnte sich verletzen und ausfallen, sondern in dem Wissen, den Konkurrenzkampf um die letzten Trikots erst so richtig geschürt zu haben.

Und auch, wenn der ernste Dr. Bukac mahnt: „Im Eishockey sieht es am einen Tag sehr gut aus und am nächsten schon wieder völlig anders“, so muß doch selbst der Ludek grinsend zugeben: „Zur Zeit schaut es sehr gut aus.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen