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Thälmann scheidet die Geister

■ 13 Meter hoch, 50 Tonnen schwer: Der Abriß des KPD-Chef-Monuments im Bezirk Prenzlauer Berg ist umstritten / Denkmalkomission legt Montag Votum vor

Berlin. Die sanfte Revolution in der DDR verschonte sozialistische Denkmäler. Erst zwei Jahre später ging es den ersten an den Kragen: in Berlin und Dresden kippten die nie so recht geliebten Lenin-Statuen vom Sockel. Mit dem bronzenen Thälmann im Bezirk Prenzlauer Berg steht nun ein weiteres Prestige-Denkmal der ehemaligen DDR-Regierung vor dem Sturz.

Bei der Diskussion um den von Lew Kerbel geschaffenen 13 Meter hohen und 50 Tonnen schweren Koloß scheiden sich erneut die Geister. Einen Ost-West-Streit gibt es dabei nicht. Unter den Bewohnern umliegender Häuser ist weder ein Thälmann-Fanclub noch das Gegenteil auszumachen. Diejenigen, denen der Thälmann buchstäblich im Wege steht, haben andere Sorgen.

Denkmalkommission sucht nur im Osten Abrißobjekte

„Das Denkmal muß stehenbleiben“, sagt Christiane Hoss, Geschäftsführerin des Vereins Aktives Museum Faschismus und Widerstand. Es sei ein Zeichen seiner Zeit und sollte zu dieser in Beziehung gesetzt werden. Deshalb benötige die Statue eine Kommentierung. Ob mit Schautafeln oder einer künstlerischen Verfremdung sei zweitrangig.

„Abreißen ist immer das Dümmste“, so Christiane Hoss. Wer sich über die Sprengung des Stadtschlosses beklage, sollte nicht selber sprengen. Zugleich ärgere sie sich darüber, daß die vom Senat eingesetzte Denkmalkommission nur im Ostteil der Stadt nach Relikten aus der Zeit der Konfrontation beider Systeme fahndet. Die Kreuze für die verlorengegangenen Ostgebiete auf dem Kreuzberg seien mit Blick auf den deutsch- polnischen Freundschaftsvertrag im Grunde auch nicht mehr so „das Wahre“.

Dabei hatte der Senat den Auftrag an seine Denkmalkommission, die ihre Ergebnisse am Montag vorstellt, allein auf Ost-Berlin beschränkt wissen wollen. „Allerdings denken wir auch daran, die Arbeit später im Westen weiterzuführen“, verrät Kommissionschefin Christine Steer. Von zunächst 500 georteten Denkmälern, Gedenktafeln und Reliefs habe ihre Arbeitsgruppe 22 Fälle ausgewählt, über die schon bald entschieden werden soll.

Von seiten der Abrißgegner werden immer wieder hohe Kosten ins Feld geführt. Der Abbau des Riesen-Lenin am Friedrichshain soll mehrere hunderttausend Mark gekostet haben. Die Summe beim Thälmann dürfte geringer ausfallen. Materielle Aspekte habe die Kommission bei ihrer Arbeit aber ausgeklammert, sagt Christine Steer. Am kommenden Montag will sie dem Senat ihr Votum vorlegen. dpa

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