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■ Augen auf im StraßenverkehrErfolgreich flirten im Stau

Northeim (taz) – Der eine oder die andere hat die Situation vielleicht schon einmal erlebt: Der Autoverkehr stockt oder staut sich, vielleicht wegen einer roten Ampel, ein genervter Blick zur Seit' – und da sitzt ein attraktiver Mensch am Lenkrad des Nachbarfahrzeugs. Ein schnelles Lächeln und schon springt die Ampel um, der Verkehr rollt wieder, und weg ist die oder der Schöne. Die vermeintliche Chance des Lebens ist soeben an den Regeln des Straßenverkehrs gescheitert.

Im niedersächsischen Northeim gehören solche Probleme schon bald der Vergangenheit an, denn seit Mitte Januar offeriert hier der „Car-Flirt Europe“, kurz: CFE, seine Dienste. Interessierte AutofahrerInnen können diesem Club gegen eine Aufnahme-Gebühr von 30Mark beitreten und erwerben dafür einen Aufkleber, auf dem außer dem Namen auch die Telefonnummer des Unternehmens prangt. Wer den Sticker an der Blechkiste kleben hat, signalisiert damit seine oder ihre Bereitschaft zum Kennenlernen der netten Person im Wagen nebenan. Im CFE-Büro wird AnruferInnen, die das entsprechende Autokennzeichen mitteilen, die Nummer des Fahrzeughalters bzw. der -halterin mitgeteilt. Für die Vermittlung müssen noch einmal zehn Mark bezahlt werden. Wer es mit dem persönlichen Kennenlernen nicht so eilig hat, kann beim Eintritt in den Club verlangen, daß die Privatnummer nur nach vorheriger Absprache weitergegeben wird.

16 Mitglieder hat Anita Eichborn, die Club-Gründerin und Chefin, für den Car-Flirt Europe bereits werben können. Weitere 30 Adressen „liegen auf Halde, weil ich noch keine Zeit hatte, sie zu bearbeiten“. Natürlich seien auch schon die ersten Kontakte vermittelt worden. Ein so guter Start macht Frau Eichborn optimistisch: Von dem eher provinziellen Northeim will sie bald in die Uni-Stadt Göttingen expandieren und „dann den CFE auch so schnell wie möglich grenzüberschreitend etablieren.“ Also, Augen auf im Straßenverkehr, die Zahl der Auffahrunfälle wird weiter steigen! Reimar Paul

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