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Stadthallen-Seesing abserviert

■ Neue Stadthallen-Konzeption unter neuem Chef beschlossen / Defizite sollen vorerst nicht sinken

Der Bremer Senat hat gestern beschlossen, daß Stadthallen-Chef Heinz Seesing seinen Posten verlieren soll. „Kein Kommentar“ sagt Seesing dazu: „Ich kenne die Senatsvorlage nicht.“ Der nächste ordentliche Kündigungstermin seines gut dotierten Vertrages ist 1994.

Offensichtlich ohne und gegen den Stadthallen-Chef hat die Aufsichtsbehörde, der Wirtschaftssenator, ein neues Konzept für das Management der Stadthalle entwickelt. In der internen Senatsvorlage wird aber gleich eingeräumt, daß die „zu erwartenden Anlaufverluste“ für das neue Konzept in den nächsten Jahren nicht geringer sein werden als die bisher erwarteten Verluste für 1993: 8,3 Millionen Zuschuß jährlich stehen im Bremer Haushalt. Stadthallen-Chef Seesing hat schon dem alten Wirtschaftssenator Beckmeyer 1991 schriftlich gegeben, was er von dem neuen Konzept hält: Nichts. „Erheblicher zusätzlicher administrativer Aufwand“ werde entstehen, „ohne daß bereits Ertragssteigerungen damit gesichert sein werden“.

Über diese Bedenken des Stadthallen-Managements hat sich die Wirtschaftsbehörde aber hinweggesetzt. Nach dem Beschluß des Senats soll Stadthallen-GmbH, bei der Seesing Geschäftsführer ist, einen neuen Chef und einen unaussprechlichen neuen Namen bekommen: HVG, Hanseatische Veranstaltungs-Gesellschaft. Für die Operation will der Senat alte Stadthallen-Schulden aus dem Staatssäckel begleichen, damit die HVG bei ihrer Gründung auf ein „nicht durch Verlustvorträge belastetes Stammkapital von 1 Millionen“ blicken kann.

Diese HVG soll als Holding fungieren, Tochterfirmen wie die Messe-GmbH, später einmal eine „Glocke-GmbH“, eine „Sport-und Freizeit-GmbH und eine neu zu gründende „Stadthalle Veranstaltungs-GmbH“ sollen die „Frontgesellschaften“ werden, die die Veranstaltungen vermitteln oder selbst organisieren.

Das gibt nur neue „Reibungsverluste“, hat das derzeitige Stadthallen-Management dazu schon 1991 gesagt, das Konzept ist vielleicht für die große Westfalen-Halle geeignet, für die „überschaubaren Bremer Verhältnisse“ müsse die „schwerfällige Organisation“ aber teurer werden. Da die Terminverhandlungen sich für die unterschiedlichen Sparten mal drei, mal ein Jahr lang hinziehen würden und immer wieder technische und terminliche Dinge abzustimmen sind, müßten drei oder fünf verschiedene Geschäftsführer der Unterfirmen ihren jeweiligen Verhandlungsstand koordinieren, die doch gleichzeitig um die Hallentermine konkurrieren. „Zersplitterung der Kräfte, Lähmung der Handlungsfähigkeit und erhebliche Mehrkosten“ sieht der Stadthallen-Chef als Folge der neuen Organisationsstruktur.

Das Bremer Wirtschaftsressort stützt sich bei seinem Konzept auf eine Untersuchung des Batelle-Instituts von 1991, in der die komplexere Organisationsstruktur vorgeschlagen wurde und gleichzeitig die „Funktionshäufung beim Alleingeschäftsführer“ kritisiert. Seitdem dieses Gutachten auf dem Tisch ist, „ist Seesing beleidigt“, sagen Insider des Messe-Geschehens. In dem neuen vom Senat nun beschlossenen Konzept findet sich der bisherige Stadthallen-Alleingeschäftsführer Seesing, nur mit „Sekretärin sowie fünf weitere Mitarbeiter des Bereiches Akquisition“ als Geschäftsführer der Unterfirma Stadthallen-Veranstaltungs-GmbH wieder. Im Gegensatz zu der Million Stammkapital der Stadthallen- GmbH, die in HVG umbenannt wird, soll Seesings neue Firma nur über 50.000 Mark Stammkapital verfügen. K.W.

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