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Schwerer Einbruch bei Wirtschaftsförderung

■ Interner Bericht der WFG: 1992 sank Investitionstätigkeit um 2/3 / Kaum neue Arbeitsplätze

„Bisher verfuhr die bremische Wirtschaftsförderung und Gewerbeflächenpolitik nach dem Motto: Wir wollen alles und verlangen fast nichts“, giftet das Stadtentwicklungs-Ressort in einem internen Papier gegen die Bremer Wirtschaftsförderung. Wenn Bremen glaube, mit Oyten und Diepholz konkurrieren zu müssen, werde es keinen Erfolg haben.

Die aktuelle Bilanz der Bremer Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft (WFG) liefert dem grünen Stadtentwicklungs- und Umweltsenator Fücks unfreiwillig gute Argumente: In den Jahren 1985 bis einschließlich 1991 gab es 693 Anträge auf Wirtschaftsförderung, d.h. 99 im Durchschnitt. 1992 waren es ganze 23 Anträge. Schon seit Jahren geht es steil abwärts: 1989 waren es noch 143, 1990 genau 94, 1991 noch 64.

In ihrer internen Statistik hat die WFG auch aufgelistet, was so an Investitionen in den Akten der Wirtschaftsförderung steht und bezuschußt wurde: Waren es 1985 noch 10 Millionen pro Antrag, so sank die Summe kontinuierlich bis auf den Tiefpunkt 1992 mit 3,8 Millionen. Die Zahl der pro Antrag geschaffenen Arbeitsplätze sank doppelt so schnell: 1985 waren es noch 49, 1992 ganze 9 im Durchschnitt pro Antrag.

Die anderen Zahlen, die der streng vertrauliche Geschäftsbericht verrät, runden das schwarze Bild nur ab. 1992 dienten ganze 40 Prozent der geförderten Investitionen schlicht dazu, Arbeitsplätze innerhalb der Stadt zu verlagern. Diese Zahl ist drastisch gestiegen: In den 80er Jahren förderte Bremen — die Daimler Benz-Ansiedlung sogar nicht gerechnet — nur mit 20 Prozent seiner Subventionen reine Verlagerungen. Während 1985-87 noch deutlich über 20 Prozent der Investitionen zu neuen Unternehmensgründungen führten, waren das 1992 ganze 8 Prozent. Jeden neuen Arbeitsplatz förderte Bremen mit ca. 40.000 Mark.

Ursache für den Einbruch sind der sich abzeichnende Konjunkturabschwung und die neuen Bundesländer. Das bedeutet: In den nächsten Jahren wird sich dieses Bild kaum relevant ändern.

Wie eine Schlußfolgerung aus diesen Zahlen liest sich, was das Stadtentwicklungs-Ressort Wochen vorher formuliert hatte: „Es ist reines ökonomisches Wunschdenken, die Wachstumsraten der Boom-Jahre 1987-1990 für die kommenden zehn Jahre hochzuschrauben und als 'realistische' Prognose auszugeben.“

Das Stadtentwicklungsressort folgert noch etwas anderes: Es ist sinnlos, wenn Bremen mit einem wenig qualifizierten Dumping- Angebot an Flächen mit den niedersächsischen Randgemeinden konkurrieren will. „Das kann sich ein Stadtstaat mit knappen Flächenreserven auf die Dauer nicht leisten.“ Ein „unspezifisches Gewerbeflächenangebot“ und „Flächenpreisdumping“, wie es der bremische Wirtschaftssenator wollen, treibe Bremen nur in die aussichtslose Konkurenz mit den Umlandgemeinden.

Eine kompromißfähige Arbeitsteilung müßte die Dienstleistungs-Funktionen Bremens ausbauen, Spezifika wie den Technologie-Park nicht zu einem „Kraut- und Rüben“-Gebiet verkommen lassen, indem reihenweise Grundstücks-Interessenten gegenüber auf die Technologie-Verpflichtung verzichtet wird. Auch die „städtische Lebensqualität“, so das Umweltressort, ist für ein Oberzentrum ein Wirtschaftsfaktor: „Bremen sollte nicht mit Diepholz oder Oyten konkurrieren, sondern mit Hannover oder Kiel.“ K.W.

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