piwik no script img

Im Namen Ihrer Majestät...

■ Wg. Plutonium-Deal: Anklage in Flensburg / Prozeßbeginn im April

: Anklage in Flensburg / Prozeßbeginn im April

Die Staatsanwaltschaft Flensburg hat gegen den 51 Jahre alten britischen Staatsangehörigen Norman D. — alias „Norman Norvil“ — Anklage wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und unerlaubten Dealens mit Plutonium erhoben. Der Prozeß wird vermutlich im April vor dem Flensburger Landgericht beginnen.

Norman Norvil, der in Flensburg zur Tarnung ein Sporttauchergeschäft in einem Hinterhof betrieb, war am 7. Oktober 1992 von Reportern der „Sunday Times“ dabei beschattet worden, als er im Hamburger „Airport-Hotel“ dem englischen Militärattaché Robert T. 200 Kilogramm atombombenfähiges Plutonium für 80 Millionen Dollar verkaufen wollte. Als Probe übergab Norvil bei dem Gespräch 2,83 Gramm des Kernbrennstoffs in einer Metallschraube. Ausreichend, um eine schwere Nuklearverseuchung auszulösen. Der Attaché — ein Ex-Major des britischen Geheimdienstes — war jedoch nur zum Schein auf die Verkaufsverhandlungen eingegangen.

Der Lieferung der 200 Kilogramm Plutonium — ausreichend zum Bau von 20 Atombomben und offenbar aus russischen Beständen —, sollte über Sofia und das Schwarze Meer abgewickelt werden. Tatsächlich kam es dann in Sofia zu einem weiteren Kontakt zwischen Robert T., Norman Norvil und einem polnischen Händler names Bo Costa H. Der Pole überbrachte dabei dem britischen Militärattaché nochmals eine Probe von 378 Gramm Plutonium. Die Abwicklung des Geschäftes allerdings platzte, weil der Ex-Geheim-

1dienstler die bulgarischen Behörden einschaltete. Normann Norvil und Bo Costa H. tauchten unter. Norvil wurde dann im November von Beamten des Bundeskriminalamts für Nuklearkriminalität in Flensburg festgenommen. Unklar blieb bislang, ob der Irak Nutznießer des geplanten Geschäfts gewesen wäre. Laut Staatsanwaltschaft sei der Angeklagte davon ausgegangen, daß Robert T. das Plutonium im Namen der britischen Behörden an Saddam Hussein weiterverkaufen wollte. Kai von Appen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen