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Das Gold wird demnächst versilbert

■ Rußland wird Handball-Weltmeister, weil es die Spieler am nötigsten haben

Berlin (taz/dpa) – Wieder einmal siegte das erfolgreiche Kollektiv. Trotz der Wirrungen in der Heimat und dem Zwang, nach dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion, die Mannschaft völlig neu zu formieren, holte sich Rußland mit einem 28:19 im Finale gegen Frankreich den 1990 an Schweden verlorenen Weltmeistertitel zurück.

Trainer Maximow prognostizierte nach dem Erfolg den Ausverkauf seines Teams, für das weniger der Titelgewinn als vor allem die damit verbundene Werbung im Vordergrund gestanden hatte. Alle hoffen auf ein Engagement in Frankreich, Spanien oder Deutschland, um dort harte Devisen verdienen zu können.

Trotz des überlegenen Siegs der dominierenden russischen Schule markierte diese WM eine Umkehr des internationalen Handballs. Schon lange nicht mehr wurde so fair gespielt, wirklich grobe Fouls sah man kaum. Und auch vom reinen Krafthandball entfernte sich die Weltspitze ein gutes Stück. Vor allem die Franzosen zeigten auch Spielzüge fürs Auge, hatten im Finale dann aber letztlich keine Chance gegen die Ausgeglichenheit des russischen Kollektivs.

Dem Titelverteidiger Schweden blieb immerhin Bronze. Im kleinen Finale besiegten sie die vom zukünftigen Bundestrainer Arno Ehret gecoachten Schweizer mit 26:19. Trotzdem war es der größte Erfolg für die Eidgenossen, deren scheidender Trainer allerdings keine Steigerung mehr für möglich hält: „Platz vier mit der Schweiz war Zufall und kann kein Maßstab für die Zukunft sein. Dort ist alles ausgereizt.“ Jetzt sucht er in Deutschland, im mitgliederstärksten Handball-Verband der Welt nach neuen Aufgaben: „In Deutschland werde ich sicher von dem Erwartungsdruck verfolgt, von Platz sechs sofort in die Weltspitze vorzustoßen.“

Dieser sechste Platz für die deutsche Mannschaft war der größte Erfolg für den BRD- Handball seit dem Titelgewinn 1978. Auch nach der 26:29-Niederlage im Plazierungsspiel gegen Spanien waren allerorten nur zufriedene Gesichter zu sehen. Soviel Harmonie waren Arno Ehret und seinem Intimus und scheidenden Bundestrainer Armin Emrich wohl suspekt. Emrich, der von Ehret nach dem Rücktritt von Horst Bredemeier als sein Statthalter eingesetzt wurde, nutzte die Gunst der Stunde und forderte vom Deutschen Handball-Bund (DHB) endlich Strukturänderungen: „Wenn sich das Umfeld und die Strukturen in diesem Verband nicht ändern und keine Durchgängigkeit im Leistungssportbereich von oben nach unten ist, bin ich nicht bereit, als Trainer mit dem DHB weiterzuarbeiten.“

Ehret unterstützte seinen Kumpel Emrich: „Ich sage nochmals, daß ich höchste Professionalität auf der Leistungssportebene beim DHB erwarte und nicht wieder Halbheiten. Der DHB macht sich unglaubwürdig, wenn er die Zusage zu einer Änderung der Leistungssportstruktur nicht umsetzt. Da darf nicht ein demokratisch ins Ehrenamt gewählter Funktionär über die Arbeit eines hauptamtlichen Trainers mitbestimmen. Es müssen Profis in diese Etagen, keine Ehrenamtsinhaber, die vom Leistungssport keine Ahnung haben.“

Im neuen Reiche Ehrets ist auch ein Platz für seinen vorpreschenden Freund: „Armin und ich werden zukünftig zusammenarbeiten, so wie es die Strukturen erlauben. Meine Mitarbeit als Bundestrainer ist vertraglich gesichert. Ob auch als Sportdirektor, muß der kommende Bundestag entscheiden. Von dessen Strukturänderung hängt es ab, ob dieser Job zum ersten Mal im DHB überhaupt möglich und mit entsprechenden Kompetenzen verbunden ist, ohne die ich gar nicht erst anfangen brauche.“

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