: Siegeszug der Flutschfinger
■ Obszön, aber schön: Industrie-Eis kommt gut,vor allem Vanille und Schoko
kommt gut, vor allem Vanille und Schoko
„Nogger Dir einen,“ fordert Ed von Schleck - und der Kunde fragt sich, ob es sich hier um ein jugendfreies Produkt handelt. Tut es, meint der Hersteller dieser gefrorenen Ware, die er als „Impulsprodukt“ bezeichnet, in seeligen Kinderzeiten jedoch noch den schlichten Namen „Eis am Stil“ trug. Und es verkauft sich gut, jedes Jahr ein bißchen besser. Was ohne Zweifel mit dem Feldzug der Selbstbedienungs-Märkte einhergeht. Denn, unter uns, wer würde schon gerne Tante Emma im Eck-Laden fragen: „Haben Sie Flutschfinger?“
Doch nicht über die Qualität der Namen deutscher Industrie-Eiswaren wollte der Bundesverband für Eiskrem deutscher Markenhersteller gestern im Elysee-Hotel referieren, sondern über die Vorjahres- Bilanz und die Trends für‘s nächste. Zur Beruhigung für alle Eis- Junkies vorweg: Vanille und Schoko bleiben uns erhalten und in Vorbereitung sind Kokos-Ananas-Kreationen. Doch die Hiobsbotschaft für alle Freunde der Hirse- und Haferflocken-Eiskrem: Mit Müsli-Eis geht es zuende. „Vollwert, Eiskrem und Genuß, das war nicht unter einen Hut zu bringen“, so Wolgang Konopka, Marketing Mangager für Eis in der Gastronomie, als Erklärung zu dieser gesundheitsabträglichen Entscheidung.
Ansonsten melden die Hersteller für die letzten Jahre eiskalte Gewinne - zwischen 1989 und '92 ein Umsatzplus von 52,3 Prozent. Allerdings mit einem leichten Abwärtstrend, denn auch die Wiedervereinigungs-Gewinnler in der Eis- Industrie bekamen die Wirtschaftsflaute zu spüren. Dennoch zeigt man sich unverzagt - blicken die Eishersteller doch auf 16 erfolgrei-
1che Jahre zurück, in denen nur drei Stagnation, die restlichen jedoch steten Wachstum zeichneten.
So schlabberte 1992 jeder Deutsche 8,4 Liter Industrie-Eis, die Eiskugel vom Italiener nebenan nicht gezählt. Mit diesem Ergebnis führen die Bier-Rekordhalter beim Eis je-
1doch nur das Mittelfeld an, die Spitze halten die Schweden und Dänen. Und allen mühsamen Versuchen der Eis-Schöpfer, die rund 30 verschiedenen Geschmacksvarianten mixten, zum Trotz zeigen sich die Deutschen erneut konservativ: Sie bevorzugen Vanille,
1Schoko, Walnuß- und Erdbeereis, mit Trend zum cremig-fruchtigen.
Nicht unerwähnt darf natürlich bleiben, daß Eiskrem ein gesundes Nahrungsmittel ist, das „durchaus in den täglichen Speiseplan paßt“. Na, wie wär's mal mit 'nem schönen Käseeis aufs Brot? Sannah Koch
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