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Fundamentiert mittelmäßige Underdogs

■ Hamburger Sport Verein: Vor einem ausverkauften Volksparkstadion sollen die Münchener Bayern vernascht werden

Vor einem ausverkauften Volksparkstadion sollen die Münchener Bayern vernascht werden

Geldscheinzählen wie schon lange nicht mehr auf der Geschäftsstelle des Hamburger Sportvereins, Rothenbaumchaussee. Dem hanseatischen Renommierclub gelang es zum ersten Mal seit dem 28. März 1987 wieder sämtliche Eintrittskarten für ein Heimspiel im Volksparkstadion zu verkaufen. Wiederum ist es eine Partie gegen den FC Bayern München, die die Zuschauermassen in die umstrittene Betonschüssel lockt. Einnahme nur aus dem Kartenverkauf: über 1 Million Mark zuzüglich der Gelder, die ein Pay-TV- Sender für eine Übertragung des Spiels (Morgen 18 Uhr) abdrückt.

Zwei Personen werden bei dem traditionsbeladenen Nord-Süd-Vergleich — man erinnere sich an die HSV-Glanzzeiten an der Dekadenwende zu den 80er Jahren — im Mittelpunkt stehen: Karsten Bäron, der Shootingstar der blau-weiß- schwarzen Männerriege, und Marcus Babbel, die bayrische Leihgabe an den HSV. Beide — unlängst selbst von Bundes-Berti gelobt — stehen auf den Wunschzetteln diverser Bundesligamanager. Noch- Frankfurt-Trainer Stepanovic ließ sich ob der Spielkünste von Bäron sogar zum Vergleich mit dem Madrilenischen Superstar früherer Tage Alfredo di Stefano hinreißen, obwohl er, nicht nur kreatürlich, zuweilen mehr an den Brasilianer Socrates erinnert.

Wehmut wird bei manch einem Anhänger des Hamburger SV aufkommen, speziell bei der Erinnerung an vergangene Zeiten, die etwa eine Dakade zurückliegen. Die deutsche Meisterschaft, Erfolge in den europäischen Wettbewerben gab es damals zu verzeichnen. Heute heißt das allerorts heruntergebetete Credo des Vereins indes: ein fundamentierter Mittelfeldplatz. Sportlich liegen Welten zwischen

den alten Rivalen, wirtschaftlich

1ist der Unterschied schon galaktisch. Mußte Heribert Bruchhagen, Manager des HSV schon schlucken, als er die Ablösesumme für die teuerste Neuverpflichtung seines Vereins zu Saisonbeginn (Michael Spies, 1,5 Millionen Mark) überwies, sind die Möglichkeiten des FC Bayern nahezu unbeschränkt.

Der HSV, die Mannschaft also,

die in ihrem Auftreten so häufig

1mehr an eine Bankangestellten- Truppe auf Betriebsausflug erinnert, als an einen Bolzclub, dieser HSV ist ausnahmsweise in die Rolle des sympathischen Underdogs geschlüpft — im Duell mit einem der Großen der Zunft. 16:14 Punkte holten die Norddeutschen seitdem Benno Möhlmann das Training leitet. Kräftiges Daumendrücken ist

besonders aus Dortmund, Frank-

1furt und Bremen zu vermelden. Dafür, daß die nun fundamentiert mittelmäßige Equipe vom Trainingsgelände Ochsenzoll den Bayern die erste Auswärtsniederlage beibringt und somit behilflich ist, die Liga wieder etwas prickelnder zu gestalten. Und sollte der Wunsch von Benno Möhlmann („Wir wollen gewinnen!“) in Erfüllung gehen, darf

auch der HSV wieder ganz ver-

1schämt in Richtung UEFA-Cup- Platz gucken. Kai Rehländer

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