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Kann Tourismus öko sein?

■ Natur pur für Stadtreisende - Ein Podiumsgespräch zu „Freizeit und Fremdenverkehr“

TouristInnen bleiben im Schnitt 1,9 Tage in Bremen. „Damit ist der Konflikt zwischen Stadt- Tourismus und Naturschutz vorprogrogrammiert“, stellten die Podiumsgäste des 4. Diskussionsabends zum Thema Freizeit & Fremdenverkehr auf Dem Schiff II fest. „Solange die städtische Tourismusplanung sich am Geschäftsmann und der Busreisenden orientiert, wird die Infrastruktur weiter zerstört“, führte Jürgen Seevers vom Arbeitskreis Freizeit und Tourismus aus. Flugzeuge, Busse und Autos sind Stinke- Pferde, auf die man nicht setzen sollte. Und auch der gestriegelte Geschäfte- und Kneipen-Parcours in der Innenstadt bedrohe die ökologischen Interessen einer Stadt. „Dagegen hilft nur die Beteiligung am Fremdenverkehrsermittlungsplan“, forderte Seevers.

Auf dem Podium herrschte Einigkeit. Der Vertreter des Umwelt-Ressorts, Suhnke Herlin, und Hans Gerhard Kulp von der Ökostation Osterholz hätten für die Belebung der Diskussion einen Kontrahenten gebraucht. Aber der Vertreter des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums hatte abgesagt. Das Publikum fragte kritisch: „Werden die Vorschläge zur Stadtgestaltung, die wir hier diskutieren, trotzdem Berücksichtigung finden?“

„Obwohl wir am Katzentisch der politisch Verantwortlichen sitzen, passiert viel!“ entgegneten die Veranstalter und wiesen auf die Ideen zur Verbesserung der Freizeitmöglichkeiten hin. Viele deuten auf bereits verpaßte Chancen in der bremischen Stadtund Grünlandplanung hin: „Vom alten Weserbahnhof hätten doch Passagierschiffe nach Skandinavien fahren können!“ Oder: „Warum keinen Frisch-Fischkutter am Martinianleger anlanden lassen?“ — Mit solchen Ideen soll die Weser vom schiffbaren Abwasserkanal zum Erlebnisraum wiederbelebt werden.

Auch in der Stadt ist einiges zu tun: Das Angebot für jugendliche Reisende nach Bremen muß dringend verbessert werden: „Die Stadt ist attraktiv für diese Gruppe, aber außer einer einzigen Jugendherberge und einem Servive-Bureau gibt es nichts für sie!“

Und was wäre gut für die BremerInnen selbst? „Gegen Rimini können wir nicht konkurrieren“, faßte der Moderator Herbert Brückner die Einschätzung der Anwesenden zusammen. Trotzdem sei einiges im Naherholungsbereich zu ändern. Hans Gerhard Kulpe, Interessenvertreter des Moors, setzt auf Bildung. Nicht ohne Hintergedanken, denn: Wer das Moor in einer Gruppe betritt, um im Frühling die Wiesenvögel zu belauschen, ist schon mal „kanalisiert“ — und betritt sicher keine geschützten Flächen. ede

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