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Wir lassen lesenLeben unterm Korb

■ Earvin "Magic" Johnson: "Mein Leben"

„Mein Leben“ heißt ein Buch, das jetzt auf dem deutschen Markt erscheint, und das klingt richtig existentiell. Denn neugierig lesen sollen wir die Biographie des Earvin Johnson natürlich, weil er das Virus hat, HIV-positiv ist.

Folglich heißt ein Kapitel „Die Frauen und ich“. Darin sind ein paar Bekenntnisse, ergänzt durch kommentierende Einschübe von Ehefrau Cookie, die alles wieder harmonisieren. Zum Glück aber hat der routinierte Autor William Novak, der schon für Lee Iacocca und Nancy Reagan die Feder führte, dafür gesorgt, daß der Schuster bei seinen Leisten blieb und tatsächlich über sein Leben berichtet. Und „Magic“ Johnsons Leben heißt Basketball.

Alles, was beispielsweise die Bücher eines Beckenbauer so unangenehm macht, das gewollt ambitionierte Gerede über Philosophie, Sterben, Wiedergeburt und Kritiker, fehlt. Es ist ein richtiges Sportbuch entstanden, nur daß es nicht von „Elf Roten Teufeln“ oder „Meinen schönsten Siegen“ handelt, sondern von der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt.

Schon mit fünfzehn Jahren war Magic der Star seiner High-School-Mannschaft, 1979 stand er im College-Finale bereits Larry Bird gegenüber, dessen Freundschaft er suchte, als die Medien beide zu Feinden aufbauen wollten. Am engsten verbunden aber bleibt er Isiah Thomas, dem Star der Detroit Pistons, durch den er zu tieferem Nachdenken über den Rassismus kommt. Als dieser aber Birds Berufung ins All-Star-Team als „weißen Komplott“ deutet, widerspricht Johnson energisch. Mit dem Mund habe Thomas geredet, nicht mit dem Herzen.

Die Autobiographie ist vor allem ein Erinnerungsbuch an eine vergangene Ära der NBA, die großen Zeiten der Los Angeles Lakers, des verschlossenen Kareem Abdul-Jabbar, der Play-off- Spiele gegen Birds Boston Celtics, der „showtime“ der Lakers, ihrer unerreichten „fast breaks“. Wenn von „Freiplätzen“ und „Wurftreffern“ die Rede ist, wirkt die Übersetzung hilflos, Wurfbezeichnungen wie „Teeth Shaking, Glass Breaking, Rump Roasting, Bun Toasting, Wham Bam- Jam“ sind aber zum Glück im Original erhalten.

Wir erfahren einiges über das intensive Training, die Vorbereitung besonders auf die Play-off-Spiele und den Ehrgeiz des Helden, der zugesteht, daß Michael Jordan, gegen den er liebend gern einmal ein Eins-gegen-Eins- Match veranstaltet hätte, wahrscheinlich doch der Überlegene sei. Erst der Abgetretene zeigt solchen Großmut.

Mehr in Dokumenten als mit großen Worten schildert er seinen Einsatz für die Aids-Bekämpfung, alles so schlicht, daß am Ende die Abschiedsszenen doch noch anrühren. Bernd Gäbler

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