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Abschieds-Puzzle, ruppig

■ Das Lichtmeß zeigt 'Good-bye USSR– von Aljosche Rodnyanski

zeigt Good-bye USSR von Aljosche Rodnyanski

Jüdisches Leben in Rußland ist seit Generationen von Pogromen und Ausgrenzungen bestimmt. Jetzt, nach dem Wandel zur GUS, stellt sich für viele die Frage: bleiben oder auswandern?

Auch der 32jährige Dokumentarfilmer Aljoscha Rodnyanski und seine Freunde konfrontieren sich mit dieser Entscheidung. Es sind Künstler, Intellektuelle und politische Aktivisten, die in Kiew leben und mit ihrer Identität zwischen russischer Seele und jüdischer Tradition stehen. Der Zuschauer erlebt sie bei der Arbeit, am Küchentisch, auf der Bühne. Ja, sie wollen bleiben, obwohl „das Leben hier schwer ist“, wie Roman Spektor, Leiter der jüdischen Bewegung resigniert feststellt. Warum? „Ich bin eher Russin als Jüdin“, antwortet die Pädagogin Yulia.

Denn von der jüdischen Geschichte in Kiew sind lediglich Fragmente erhalten: 1941 überlebten nur wenige Juden das Nazi-Massaker im Stadtteil Baby Yar. Als das Gebiet zwanzig Jahre später überflutet wird, trägt der Schlamm die Gebeine der Ermordeten an die Oberfläche. Erst seit 1991 darf es in der Ukraine offizielle Gedenkfei-

1ern zum Baby Yar Tag geben; Antisemitismus führte auch in der alten Sowjetunion zur Leugnung der jüdischen Geschichte.

Der Film zeigt im Wechsel Archivbilder, Interviews und Kamerafahrten durch das heutige Kiew. Die Bilder sind unkommentiert, das Tempo oft ruppig, stockend. Rodnyanski verwebt die zeitlichen Ebenen des Films zu einem Puzzle, das historisches Wissen voraussetzt und doch einen Einblick in fremde

1Welten gewährt.

Good-by USSR wird trotz seiner Festivalpreise kein großes Publikum finden. Es ist ein persönlicher Film, wie der Regisseur betont, über seine Beziehung zur historischen Vergangheit. Für Rodnyanski hat sich die Frage der Emigration gelöst: Er lebt heute im Ausland, wo er seinen Abschiedsfilm an Rußland - mit Unterstützung des ZDF - produzieren konnte. Renate Kemper

Gaußstr.25, 8.4., 21 Uhr

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