: Großeinsatz auf Anti-Olympia-Demo
■ Polizei will am kommenden Sonntag „alles aufbieten“
Berlin. Die Polizei zeigt sich zuversichtlich, daß die Anti-Olympia-Demonstration am kommenden Sonntag ohne größere Zwischenfälle ablaufen wird. Wie Vizepolizeipräsident Dieter Schenk gestern auf einem Informationsgespräch der Olympia GmbH erklärte, werde es jedoch einen großen Polizeieinsatz geben. „Wir werden alles aufbieten“, sagte er. Wie mehrfach berichtet, wird ab Sonntag die Prüfungskommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in der Stadt sein, um die Eignung Berlins für die 27. Olympischen Spiele im Jahr 2000 zu untersuchen. Um die Kommission nicht zu verschrecken, hofft Schenk gleichzeitig, „den Eindruck von starker Polizeipräsenz vermeiden zu können“. Dazu, wie dieses Kunststück – alles aufzubieten und gleichzeitig nicht aufzufallen – gelingen soll, wollte sich Schenk nicht äußern.
Nach seinen Angaben rechnet die Polizei mit 10.000 friedlichen Demonstranten, aber auch mit Aktionen von 200 bis 300 militanten Olympia-Gegnern. Von letzteren werde befürchtet, daß sie direkte Angriffe auf IOC-Mitglieder und Hotels planten. Man werde „alles aufbieten, um Angriffe auf IOC-Mitglieder, wie zum Beispiel das Anspucken, zu verhindern“.
Brigitte Schmitz, Leiterin der Internationalen Abteilung des NOK, meinte, daß sich die elf Mitglieder der Kommission, „zu denen ich eine gute Beziehung habe“, von solchen Protesten nicht beeindrucken ließen. Auch in den anderen Bewerberstädten habe es Demonstrationen und Proteste gegeben. Zum Programm des viertägigen Besuchs der Kommission von 17. bis 21. April, zur Hotelunterkunft und anderen Details wollte man keine Auskünfte geben.
Der Geschäftsführer der Olympia GmbH, Axel Nawrocki, indes sieht optimistisch in die nahe Zukunft. „Gruppen, die gegen Olympia sind, gibt es überall. Wir hoffen, daß die Demo in den vorgesehenen Bahnen verläuft.“ Auch sonst laufe alles wie geplant. Mittlerweile habe man 136 private Investoren gewinnen können, und die angestrebten 150 werde man bald erreicht haben. Auch die Akzeptanz in der Berliner Bevölkerung steige: Immerhin 65 Prozent sollen sich laut einer jüngsten TED-Umfrage bereits für den Austragungsort Berlin ausgesprochen haben.
Berlin ist die vorletzte Station der stets gleich besetzten Prüfungskommission in der Reihe der ersten sechs Bewerberstädte. Nach Berlin ist noch Istanbul an der Reihe, Sydney, Peking, Manchester und Brasilia wurden bereits begutachtet. Die Entscheidung über den Austragungsort wird am 23. September fallen. jwe
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