: Die Staatsmacht sägt zurück
■ Oldenburger Polizei netwickelte Werkzeug zum Loseisen von DemonstrantInnen
Die Staatsmacht sägt zurück
Oldenburger Polizei entwickelte Werkzeug zum Loseisen von DemonstrantInnen
Die Spezial-Flex gegen die Spezial-Schlösser: Die Ausrüstungsspirale zwischen Polizei und DemonstrantInnen dreht sich weiter. Mit der Verbreitung von titangehärteten Fahrradschlössern und Ketten hatten protestierende Gruppen einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Ordnungshütern: Da hingen sie an Werkstoren und Zufahrtstraßen, angekettet mit extra gehärtetem Stahl, und Bolzenschneider und Eisensägen der Polizei waren machtlos. Denn schwere Geschütze wie Schneidbrenner konnte die Staatsmacht nicht auffahren, wollte sie die Protestierer nicht gleich in Stücke sägen.
Zurückgekehrt von einem solch frustrierenden Einsatz sann die Oldenburger Bereitschaftspolizei auf Abhilfe. In der Waffen- und Technikabteilung wurde gebastelt, und heraus kam der „Trennkappschleifer“: Vor einen Winkelschleifer (bekannt als „Flex“) montierte Heiko Marken aus der Polizeiwerkstatt eine 5 Millimeter dicke und 4 Zentimeter breite Stahlschiene. Die wird beim Schneiden zwischen Mensch und Kette gelegt, so daß sie das rotierende Sägeblatt von der Haut fernhält. Sie soll verhindern, daß beim Loseisen unter den DemonstrantInnen ein Kettensägenmassaker angerichtet wird. Vorher allerdings, betont Hauptkommissar Peter Mittwollen, wird der Protestierer mit einer funkenabweisenden Feuerwehrdecke gegen den mögliche Brandverletzungen geschützt. Und wer zappelt, muß festgehalten werden.
„Wir haben unsere Entwicklung beim Innenministerium in Hannover als Verbesserungsvorschlag eingereicht und 500 Mark Prämie dafür bekommen“, sagt Mittwollen. Jetzt sollen für Niedersachsens Polizei sechs Geräte gebaut werden. Bewährt hat sich der demonstrantenfreundliche Winkelschleifer bereits bei einer Aktion vor dem Atomkraftwerk Unterweser: „Mit den Leuten von Greenpeace haben wir da überhaupt keine Probleme.“
In der Hamburger Zentrale der Umweltschutzorganisation nimmt man den polizeilichen Vorsprung in der Technik gelassen hin. Nach den Erfahrungen der AktivistInnen hat sich die Polizei bundesweit noch nicht auf die gehärteten Schlösser eingestellt. „Bisher wußte ich nichts von dieser Entwicklung, aber das kann man ja vielfältig unterlaufen“, sagt Susanne Commerell von Greenpeace. „Wenn man sich bei einer Aktion nicht einfach so abpflücken lassen will, muß man eben auf den Kühlturm klettern, oder sonstwohin, wo die mit der Flex nicht hinterherkommen. Im übrigen rechnen wir auch auf die Kreativität der Fahrradschloßindustrie.“ Bernhard Pötter
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