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Durchs DröhnlandThe Lexicon of ...

■ Die besten und schlechtesten, die wichtigsten und überflüssigsten Konzerte der kommenden Woche

Samiam, Hardcoreband aus San Francisco, besteht aus fünf Männern. Erst 1989 gegründet, entwickelten sie sich sehr schnell zu einer der beliebtesten Bands der schon im Absterben befindlichen Frisco-Szene. Nach Überwindung der ersten rüden Anfänge erschufen sie sich einen reichen Melodienschatz, der unterstützt wurde von einfallsreichem Gesäge auf einschlägigen Sechssaitern. Stark legendenverdächtig auch durch die Produzententätigkeit von Brett Gurewitz von Bad Religion. Die Zukunft des Hardcore, wenn der noch eine hat.

Am 23.4. um 22 Uhr im K.O.B., Potsdamer Straße 157, Schöneberg

Bob, Rockband aus London, besteht aus vier Männern. Gegründet 1987, vorerst ohne Plattenvertrag, brachten B. sieben Singles und EPs im Eigenverlag heraus, 1991 folgte dann die erste LP „Leave The Straight Life Behind“. B. blieben fast nahezu unbeeinflußt von der gleichzeitig in England grassierenden Rave-O- Lution. Statt dessen versuchten sich B. am klassischen Songwriting, der große Einfluß von 60ies Psychedelia war nicht zu verkennen. Beliebte Cover-Versionen von B.: „Rain“ von The Beatles und „Eight Miles High“ von The Byrds. Mangels Alternativen wurden B. schließlich auch von der englischen Musikpresse entdeckt, die kommentarlos zur Kenntnis nahm, daß B. nichts Neues zu bieten hatte. Trotzdem versperrten sich B. weiterhin konsequent allen Werbeversuchen von seiten des Musikgeschäfts.

Am 24.4. um 22 Uhr auf der Insel, Alt-Treptow 6, Treptow

Vibrators, The, Punklegende aus London, bestand zuletzt aus vier Männern, davon noch zwei aus der Gründungsbesetzung von 1976. Die V. pflegten den üblichen grobschlächtigen Rock'n'Roll, der in den ausgehenden 70er Jahren Punkrock genannt wurde. Hits: „Troops of Tomorrow“, „Baby, Baby“, „Disco in Moscow“. In den letzten Jahren gingen V. immer wieder auf Tour, um sich die letzten Renten-Märker zu verdienen. Dabei lebten die V. zwar offensichtlich von ihrer eigenen Vergangenheit, waren aber immer für einen unterhaltsamen Retro-Abend gut. 14jährige konnten bei den V. die Jugend ihrer Eltern nachvollziehen.

Am 25.4. um 21 Uhr im Knaack, Greifswalder Straße 224, Prenzlauer Berg

Kapitulation Bo.N.n., Punkband aus Gießen, gegründet 1989, besteht aus vier Männern. K. waren fest verwurzelt in der bundesdeutschen Hausbesetzer-Szene und ähnlich konservativ in ihrem musikalischen Tun. Trotzdem überwanden K. zumindest teilweise den konservativen Punkrock und werteten Metal-Elemente künstlerisch aus. Die Texte von K. waren streng deutsch, bierernst und leicht verständlich. Wortspielereien sucht man vergeblich. K. bisher reifstes Werk war die aktuelle LP „Stille Nacht“, auf der sie ihrem Schaffen eine vorläufig letztgültige Form gaben.

Am 25.4. um 21 Uhr mit Toxoplasma und Daily Terror in Huxley's Neuer Welt, Hasenheide 108–114, Kreuzberg

Instigators, The, Hardcoreband aus Yorkshire, England, besteht aus vier Männern. Gegründet 1985, aufgelöst 1989, wiedervereinigt 1992. Die I. waren eine der wenigen Hardcorebands von Rang, die außerhalb Londons entstanden. Kurze, knüppelnde Songs mit hysterischer, überschnappender Stimme verschafften ihnen Kultstatus. Ein Bandmitglied beschäftigte sich nach der Auflösung zwei Jahre lang intensiv mit Gartenarbeit. Die I. wurden trotzdem nicht ruhiger.

Am 25.4. um 22 Uhr im K.O.B.

Slapshot, Hardcoreband aus Boston, besteht aus vier Männern. Entstanden 1988 aus den Überresten vier lokal bekannter HC-Bands. S. nahmen in der fidelen College-Szene von Boston eine Ausnahmestellung ein. Trotz musikalischer Gemeinsamkeiten kaum Verbindungen zu anderen Hardcore-Schaffenden wie Bullet Lavolta oder Gang Green. Den Punk hatten S. nach einigen Jahren überwunden und zugunsten metalorientierter Klänge beiseite gelegt. Zu ihren Formmerkmalen gehörten aber weiterhin einfach- eingängige Gitarrenriffs, die zum Kopfschütteln– im Branchenjargon auch „Headbanging“ genannt – anregen.

Am 27.4. um 21 Uhr im Knaack

Gallon Drunk, Bluesband aus London, gegründet 1989, besteht aus vier Männern. Vorbilder: Elvis Presley (?), Oscar Wilde (?), John Dillinger (?), Dschingis Khan und Attila. G. übernahmen von den australischen Beasts of Bourbon die Vorstellung, daß Blues zuvorderst eine tief verzweifelte Sache zu sein habe. Nach ausgiebigem Konsum alter Bluesplatten und noch mehr Alkohol verfeinerten sie die Vorgaben der B. zu einer gnadenlos rumpelnden, penetrant schief tönenden, den Ohren einiges abverlangenden, die Grenzen des guten Geschmacks jederzeit überschreitenden Melange aus Blues und keinem Respekt vor gar nichts – schon gar nicht vor der eigenen Leber. Selten zuvor wurde in der modernen Popmusik das Gefühl völliger Verzweiflung trefflicher dargestellt. G. waren das beste Seelenabführmittel seit der Erfindung von Jack Daniels.

Am 27.4. um 20.30 Uhr im Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg

Brandos, The, Rockband aus Seattle/New York, besteht aus vier Männern. Gegründet 1983, entschieden sich B. aufgrund ihrer weltlichen Lebensführung für erdverbundene Rockmusik. Musikalisch traten B. im Rahmen des Seventies-Revival in den Vordergrund. Ganz in der Tradition von Creedence Clearwater Revival stehend, garantierten sie einen satt abgehenden Abend mit Unterhaltung ohne schlechtes Gewissen. Grundlage ihres textlichen Schaffens waren die althergebrachten Mythen wie „late at night“, „we're so young“ oder „my girl she don't love me“.

Am 27.4. um 20 Uhr im Metropol, Nollendorfplatz, Schöneberg

Daho, Etienne, Pomusiker, geboren 1956 in Frankreich. Erste musikalische Gehversuche 1980. D.s erste Veröffentlichung, 1981 mit Hilfe von Musikern der Band Marquis de Sade entstanden, verkaufte sich genau 100mal. Schon vier Jahre später erhielt D. seine erste goldene Schallplatte. Ausgehend von der frz. Tradition des Chanson, entwickelte D. eine eigenständige Form zeitgenössischer Popmusik. Bekannt wurde er vor allem durch seine künstlerisch wertvollen Videos, bei denen u.a. Jean Pierre Jeunet („Delicatessen“) Regie führte. In seinen nie zurückhaltend instrumentierten Liedern kommt D. selten über die Rolle des unbeteiligten, die Welt reserviert betrachtenden Zuschauers hinaus.

Am 29.4. um 20.30 Uhr im Loft

Deter, Ina, Betroffenheitsmusikantin, geboren 1957 in Berlin. Einen ersten Karrierehöhepunkt erlebte D. mit dem zur Hymne und beliebten Graffiti-Spruch aufgestiegenen Bewegungssong „Neue Männer braucht das Land“. In der Folgezeit variierte sie die selbst gesteckten textlichen und musikalischen Vorgaben nur unwesentlich, erreichte damit aber breiteste Hörerschichten und dicke Bankkonten. Diese veränderte Situation reflektierte D. erstmals auf ihrer neuesten Einspielung: „Von Luft und Liebe kann ich nicht leben/ Ich muß mir immer alles geben“.

Am 29.4. um 20 Uhr im Metropol

Zum Ausschneiden und Sammeln von Thomas Winkler

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