piwik no script img

Kein Pulverfaß, sondern lebendiges Viertel

■ Steg-Pläne fürs Karoviertel: Umbau des Schlachthofs, neues Verkehrskonzept und vielleicht Klub-Räume für die Roma

: Umbau des Schlachthofs, neues Verkehrskonzept und vielleicht Klub-Räume für die Roma

„Das Karolinenviertel verdient die üblen Schlagzeilen nicht“ — im Schulterschluß stellten sich gestern Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller und Peter Jorzick, Geschäftsführer der Stadterneuerungsgesellschaft (Steg), schützend vor das vielgeschmähte Viertel. Das „lebendige, liebenswerte Quartier“ rund um den Schlachthof sei nicht das „Pulverfaß“, zu dem es seit einiger Zeit wegen der Auseinandersetzungen zwischen deutschen und jugoslawischen Anwohnern hochstilisiert werde. Als Beleg für die positiven Entwicklungen erläuterte Jorzick, dessen Gesellschaft einen Arbeitsschwerpunkt im Karoviertel hat, geplante Projekte für den Stadtteil.

„Wir arbeiten eng mit den Anwohnern zusammen und haben sehr positive Rückmeldungen“, wies Jorzick zunächst die vielfach geäußerte Kritik an der Steg zurück. Die Sanierung des von ihnen verwalteten Wohnungsbestands werde mit höchster Geschwindigkeit durchgeführt. Seit 1990 seien von rund 1000 Wohnungen 100 fertiggestellt worden. „Schneller geht's nicht, weil wir für die Familien Umsetzwohnungen in der Nähe finden müssen“, so Jorzick.

Ein Steg-Vorzeigeprojekt im Karoviertel wird wohl die südliche Schlachthofhalle werden. Dort sollen möglichst schon 1995 ein Kindertagesheim, ein türkisches Theater, ein Cafe, ein Versammlungsraum, 20 Atelierwohnungen und Gewerbebetriebe untergebracht werden. Durch eine Brücke und einen Fußweg durch die ehemalige Rinderschlachthalle soll das bislang geteilte Viertel künftig enger zusammenwachsen.

Außerdem arbeite die Steg an einem Verkehrsgutachten, an der Lösung des Müllproblems und an einem Gutachten zur Sicherung des Gewerbestandorts im Karolinenviertel. Für den Laue-Komplex an der Sternstraße hätten sie sich nach langen Verhandlungen mit dem Investor Erich Dabelstein auf ein „sozialverträgliches Konzept“ geeinigt. Danach sollten auf dem Gelände zu 60 Prozent Wohnungen (Großteil geförderter Wohnraum) und 40 Prozent Gewerbeflächen entstehen. Großer Haken an der Sache: Trotz der Baureife der Pläne tut sich nichts. Gerüchten zufolge steckt Dabelstein in Geldschwierigkeiten. Auch die Zukunft der vor Jahren polizeilich geräumten LaMa- Häuser ist ungewiß. Besitzer Nicolai Rabels hat nach Steg-Informationen einen Neubau-Antrag im Bezirksamt eingereicht; ob dieser bewilligt wird, ist bislang offen.

Im Konflikt um die Räume für den Roma-Klub Negotin stellte Jorzick eine Lösung in Aussicht. Sollten die Roma jetzt den Steg-Vertragsbedingungen für das Gebäude Marktstraße 24 zustimmen, so Jorzick, stünde ihrem Umzug nichts mehr im Weg. sako

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen