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■ Press-SchlagPossenspiele

Der Frankfurter Oper droht die Schließung, dagegen sprießen die freien Theatergruppen. Wiederholter Knüller der Saison: die Laienspielschar von Eintracht Frankfurt. Frei nach Brecht spielt das Stück mit dem Titel „Zeit für Peinlichkeiten“ auf verschiedenen Bühnen. Auslöser war die an sich lobenswerte „Ausländer rein“-Aktion vor zwei Wochen in Uerdingen (Trainer Heese hatte einen vierten Ausländer eingewechselt), die jedoch vom DFB mit dem Abzug von zwei Punkten bestraft wurde. Seitdem blöken die Akteure quer durch die Stadt.

Zuerst hatte Anjo Scheel, der sich als Vorsitzender der 144 Eintracht-Fanclubs bezeichnet, 18.000 DM Schadensersatz vom Verein gefordert. Begründung: Die Fans wären umsonst nach Uerdingen gefahren. „Fehlgeleiteter Irrer“, schallte es von der Eintracht aus dem Riederwald zurück. Daraufhin legte Scheel in dem Fanzine Fan geht vor noch einmal kräftig nach. In einer Polemik gegen Horst Heese schrieb er unter anderem: „Mensch Horstiboy, Du Blinder, 8:8 Punkte hätte mit dieser Mannschaft auch meine Oma geholt ... Tu uns in den letzten beiden Spielen einen großen Gefallen: Verschone uns mit Deinem Anblick!“

Heese wiederum fand das nicht nur nicht witzig, sondern glaubte zwischen den Zeilen eine Aufforderung zu Mißfallenskundgebungen beim nächsten Heimspiel zu erkennen und verlor vollends die Contenance: „Das erinnert mich an das Dritte Reich, an Volksverhetzung und an den Völkischen Beobachter.“ Nun kam die Zeit von Eintracht-Präsident Ohms mit seiner Spezialität, dem rückwärtseingesprungenen verbalen Spagat. Zunächst tat er die Äußerungen von Wichtigtuer Anjo Scheel als Quatsch ab, über den man nur lachen könne, um dann plötzlich festzustellen: „Was dieser Mann macht, ist vereinsschädigend.“ Neuer Tenor war nun, daß Scheel aus seinen Ämtern (welchen auch immer) entfernt werden müsse.

Vorläufig letzter Akt: gegen den „Fansprecher“ soll ein Vereinsausschlußverfahren vor dem Ehrenrat eingeleitet werden. Vorhang. Narhallamarsch! Matthias Kittmann

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