■ Kommentar: Sieg im Hafenkrieg?
KOMMENTAR
Sieg im Hafenkrieg?
Mal ehrlich, liebe LeserIn: Haben Sie von dem ewigen Geschrei der Ökos, taz und Elbnostalgiker gegen Hafenerweiterung und Elbvertiefung nicht auch langsam die Schnauze voll? Ökologie mag ja ganz nett sein, aber muß nicht der Hafen brummen, damit Hamburg brummt? Wenn der Hafen heute aus den Nähten platzt, muß er eben ein bißchen wachsen. Altenwerder ist doch eh fast unbesiedelt, liegt elend zwischen Autobahn und Industrie. Man muß doch nicht bei jeder kleinen Obstbaumwiese ausflippen!
Mal ehrlich, liebe LeserIn: Was hielten Sie davon, wenn ÖTV und Wirtschaftssenator Ihnen heute eröffneten, Stadt, Bund und Hafenwirtschaft hätten eben 3750 Mark von Ihrem Konto abgebucht und verlangten jetzt noch weitere paar hundert Mark jährlich für einen guten Zweck: für Hafenerweiterung, Elbvertiefung, Elbtunnel und Hafenquerspange. Jeder der 800 000 erwerbstätigen Hamburger sei nun mal mit knapp 4000 Mark plus der laufenden Unterhaltskosten dabei?
Liebe LeserIn, käme Ihnen nicht die Frage, ob das wohl sein muß? Wenn nun die Antwort käme, jawoll, das muß sein, weil Rotterdam das auch macht, weil wir Bremerhaven und Rostock fertigmachen machen müssen und Verkehr ohne Subventionen eben nicht auskommt?!
Liebe LeserIn, wenn nun andere seriöse(re) PolitikerInnen (wie beispielsweise Krista Sager), Verkehrsplaner, Uniprofessoren und Logistikexperten daherkämen und Ihnen eröffneten, Wirtschaftsbehörde und ÖTV tickten nicht ganz richtig, seien plumpen alten Wachstumsstrategien verhaftet — Hamburg werde ohne diese Großprojekte sogar viel besser brummen!
Liebe LeserIn! Würden Sie da nicht vorsichtshalber blitzartig Ihr Konto sperren? Pech gehabt. Geht nicht. Senat, ÖTV und Wirtschaftsbehörde brauchen Ihre Einwilligung nicht. Die können abbuchen, ohne Sie zu fragen. Bei widersinnigen Wirtschaftskriegen dieser Art wird das Wahl- und Zahlvolk nicht gefragt. Einzige Chance, aber ohne Garantie, ist der Wahltag. Vielleicht, liebe LeserIn, überlegen Sie es sich ja und sperren im September vorsichtshalber doch Ihr Konto. Vier Jahre später könnte es zu spät sein. Florian Marten
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