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Lebensphilosophie und „Knowledge“

■ „Brand Nubian“ und „Young Black Teenagers“ im SO 36

Kennen Sie den Islam? Die Hip- Hop Band Brand Nubian aus New York hat ein sehr ausgeprägtes Sendungsbewußtsein in Sachen Allah. Auf ihrer jüngsten Platte mit dem vielsagenden Titel „In God we trust“ versuchen sie nun auch uns aufgeklärte und kritische Westeuropäer, die wir ihrer Message sicherlich eher ratlos gegenüberstehen, zu belehren.

Ihr legendäres Debütalbum „One for All“ mit dem Titeltrack „All for One“ brachte der Band schon 1990 viel Respekt in den einschlägig islamischen Kreisen der Five-Percent-Gesellschaft, einer streng religiösen Gemeinschaft, der die Bandmitglieder angehören. Dennoch vermochten die locker und überaus musikalisch swingenden Reime des ehemaligen Masters of Ceremony-MCs Grand Puba Maxwell die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens noch leicht zu überspielen. Pubas fröhlicher Fast- Freestyle-Rap klang eigentlich immer eher wie eine Einladung zur Party, als nach islamisch fundamentalistischem Seelenfang. Dies mag auch der Grund dafür sein, daß das Album auch in hiesigen HipHop-Kreisen äußerst populär ist.

Mittlerweile hat sich in der Band jedoch einiges getan: sowohl Grand Puba (der beste Rapper aller Zeiten) als auch DJ Alamo sind auf „In God we trust“ nicht mehr dabei. Ob der streng religiöse Lord Jamar, der als einziges Gründungsmitglied der Band noch geblieben ist, der neue DJ Sincere und Sadat X auch das atheistische Publikum mit ihrem Beat begeistern können, war vor der neuen Platte eine offene Frage.

Für die Vermittlung ihrer Inhalte scheint es fast, daß Brand Nubian mit ihrem Rapper Grand Puba, von dessen fröhlich-gelassen swingendem Rap-Stil Lord Jamar sich mittlerweile eher distanziert hat, geradezu einen Klotz am Bein verloren hat; auf alle Fälle ist ihre Message viel offensichtlicher geworden. Schon das erste Stück „Allah U Akbar“ wird mit dem Aufruf eines Mullahs zum Gebet eingeleitet. Überhaupt handelt beinahe jeder der 14 Tracks vom allmächtigen Allah und der Five- Percent-Nation.

Doch auch musikalisch sind die Brand Nubian eine der zur Zeit interessantesten und experimentierfreudigsten HipHop-Acts. Wie sich die Lyrics immer enger um die islamische Botschaft verdichtet haben, so ist auch die Musik kompakter geworden.

Während sie für „All for one“ nur wenige Tage im Studio waren und die Stücke entsprechend spontan daherkommen, wirkt „In God we trust“ wesentlich eigenwilliger, komplizierter und organisierter. Darauf ist Lord Jamar auch ausdrücklich stolz. Islamisch anmutende Klänge mischen sich mit gebetsartigen Aufrufen, echt coolen Samples und abwechslungsreichem Rap. Sie schrecken sogar nicht einmal davor zurück, ein Stück zu singen. Und wie lautet wohl der Titel? Es ist die Hymne der Five-Percenter „Allah and Justice“!

Auch die Young Black Teenagers, etwas glatter und sicher kommerziell erfolgreicher, geben sich bitterernst. Trotz ihres Bandnamens sind sie längst keine Kids mehr, sondern gestandene Twens. Auch sind drei der vier Bandmitglieder ganz und gar das Gegenteil von schwarz, nämlich weiß. Ihr musikalisches Programm heißt Vielseitigkeit: Das Debütalbum „Dead Enz Kidz Doin' Lifetime Bidz“ umfaßt verschiedene Facetten des HipHop, unter denen sich Hardcore-Anklänge genauso finden wie Disco-Beats.

Wer vor so viel Lebensphilosophie und „Knowledge“ nicht zurückschreckt, sondern vielleicht eher neugierig darauf ist, wie die beiden Bands ihr exklusives Weltbild uns Ahnungslosen rüberbringen werden, sollte sich diesen Hip- Hop-Doppelpack nicht entgehen lassen. Kirsten Niemann

Das HipHop-Doppelpack „Brand Nubian“ und „Young Black Teenagers“: Heute um 22 Uhr im SO 36, Kreuzberg.

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