: Die fatalen Worte des Michael Stich
■ Wirbel um ein „Playboy“-Interview von Michael Stich, in dem der Tennisprofi Verständnis für Rechtsradikale äußert / Stich selbst fühlt sich „reingelegt“
London (dpa/taz) – „Man sollte nicht sagen, das ist grundsätzlich schlecht. Dazu kenne ich die Leute einfach nicht, die diese Neigung haben, diese Ziele verfolgen und vielleicht sogar einige plausible Gründe für ihr Vorgehen haben, die aus deren Situation heraus verständlich sind.“ So wird in einem Interview des Playboy die Meinung von Michael Stich zum Thema Rechtsradikalismus zitiert. Nie habe er dies so gesagt, dementierte der Tennisprofi jetzt in Wimbledon, er sei „reingelegt worden“, die Chefredaktion habe geschrieben, was sie gewollt habe. „Ich habe null Sympathien für die. Und was sie tun, ist sehr, sehr schlecht“, beschreibt Stich nunmehr seine Position zu den Rechtsradikalen.
Der Playboy jedoch bleibt bei seiner Version und stellt „die Korrektheit der von uns gedruckten Zitate völlig außer Zweifel“. Eine Tonbandaufzeichnung wurde dem Fernsehsender RTL übergeben, der das Original aber entgegen einer ersten Ankündigung am Wochenende nicht ausstrahlte.
Daß die forschen Aussagen des Wimbledonsiegers – ob nun korrekt, verdreht, entstellt oder entgleist – überhaupt an die Öffentlichkeit gerieten, scheint vor allem ein Verdienst des Stich-Managements zu sein, das schon vor zwei Jahren einer Aktion der Zeitschrift Wiener auf den Leim gegangen war. Damals war Stich viel Geld angeboten worden, wenn er für einen Rüstungskonzern werben würde. Die fingierte Offerte hatte beim Manager Ralf Scheitenberger sogleich begeistertes, durch keine Skrupel getrübtes Interesse geweckt. Diesmal hatte das Management des Abiturienten nach dem Gegenlesen des vor Solingen, aber nach Mölln geführten Interviews laut Playboy seine Zustimmung mit den Worten signalisiert: „Das ist treffend, läßt ihn ein wenig kantig erscheinen.“ Erst drei Tage später habe Stich dann versucht, die Passagen über den Rechtsextremismus streichen zu lassen, wurde jedoch mit der Antwort abgespeist, dafür sei es nun zu spät. Eine schriftliche Zusage, das Interview korrigieren zu können, gab es nicht.
Vom Tennisspielen ließ sich Stich durch den Versuch, Schadensbegrenzung in eigener Sache zu betreiben, jedoch nicht abhalten. Ebenso wie Boris Becker zog er ins Achtelfinale ein, beide steuern weiter zielstrebig auf ihr für Mittwoch angesetztes Viertelfinalmatch gegeneinander zu. Zunächst aber haben beide schwere Achtelfinalhürden zu überwinden: Becker trifft heute auf den Franzosen Henri Leconte und Stich auf Petr Korda (Tschechische Republik).
Frauen: Steffi Graf (Brühl) - Helen Kelesi (Kanada) 6:0, 6:0; Anke Huber (Heidelberg) - Florencia Labat (Argentinien) 6:4, 6:3; Yayuk Basuki (Indonesien) - Magdalena Malejewa (Bulgarien) 6:4, 6:2; Meredith McGrath (USA) - Shaun Stafford (USA) 6:1, 6:2; Helena Sukova (Tschechische Republik) - Elena Brioukhowets (Ukraine) 6:7 (4:7), 6:3, 6:3; Arantxa Sanchez-Vicario (Spanien) - Patty Fendick (USA) 6:3, 6:2; Lisa Raymond (USA) - Naoko Sawamatsu (Japan) 7:5, 6:2; Jennifer Capriati (USA) - Brenda Schultz (Niederlande) 7:5, 4:6, 6:2; Conchita Martinez (Spanien) - Pascale Paradis-Mangon (Frankreich) 7:5, 6:0; Martina Navratilova (USA) - Patricia Hy (Kanada) 6:1, 6:0; Zina Garrison- Jackson (USA) - Mary Joe Fernandez (USA) 6:0, 6:1; Jana Novotna (Tschechische Republik) - Marianne Werdel (USA) 6:3, 6:1; Nathalie Tauziat (Frankreich) - Lindsay Davenport (USA) 6:3, 7:6 (7:5); Natalia Zwerewa (Weißrußland) - Sabine Appelmans (Belgien) 6:3, 6:4; Miriam Oremans (Niederlande) - Gloria Pizzichini (Italien) 6:1, 6:4; Gabriela Sabatini (Argentinien) - Natalia Medwedewa (Ukraine) 6:1, 2:6, 6:4
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