■ Mit dem Öko-Investment auf du und du
: Beziehungsgeflecht

Hamburg (taz) – „Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Geld für die Umwelt arbeiten lassen – und gleichzeitig Zinsen kassieren“, tönt die Zeitschrift Natur in ihrer aktuellen Ausgabe. Interims-Chefredakteur Joachim Rubel kündigt im Editorial eine „subtile Betrachtung“ über das „Beziehungsgeflecht“ von Mammon, Flora und Fauna an. Wir ahnen: Man muß sein Privatvermögen nur richtig ausgeben, schon vermehren sich nicht nur die Biotope, sondern auch die D-Märker.

Der ins Heft gestopfte „Ratgeber Geldanlage“ zu „ethischem“ oder „Öko-Investment“ bietet der verarmten Natur indessen nur sehr vermittelt Hilfe: „Ökologisch orientierte Banken“ werden – wenig überraschend – als Adressaten für ethische Geldanlage genannt, man möge „grüne“ Anleihen erwerben, sein Erspartes in Beteiligungsfonds für Wind- und Wasserkraft stecken.

Oder „Stiller Gesellschafter“ werden. Zum Beispiel beim Verlag der Ökologischen Briefe. Diese Frankfurter GmbH & Co KG gibt drei Branchendienste heraus („Ökologische Briefe“, „Kommunale Briefe“, „Arbeit und Ökologie“), Natur stellt in Aussicht, daß der Verlag „bei steigender Abonnentenzahl“ in „zwei bis drei Jahren die Gewinnschwelle“ erreichen werde. Auf allgemeine Risiken und Nebenwirkungen wird hingewiesen, darauf daß die Ökologischen Briefe tief in den roten Zahlen stecken, also kaum Hoffnung auf Rendite rechtfertigen, allerdings nicht. Fast eine halbe Million Mark Minus sei im vergangenen Jahr entstanden, wurde den 800 Briefe-Gesellschaftern jüngst vom Verlag mitgeteilt. Für 1993 „winkt ein abermaliges Defizit von 400.000 Mark“, das, sollte es nicht abgewendet werden, das Aus für die Umwelt-Publikationen bedeuten würde. Denn die Verluste, die der Brachendienst über die Jahre vor sich herschiebt, betragen heute vier Millionen Mark – die Auflage liegt bei lediglich 3.900 Exemplaren.

Zugegeben: unterstützenswert wären die Ökologischen Briefe ganz sicher. Aber im Natur-Ratgeber geht es nicht um Projektrettung, sondern um Geldanlage. Auch rät der Fachmann des Magazins: „Steuervorteile, die sich zunächst durch Verlustzuweisungen ergeben“, sollten für stille Beteiligungen „nicht den Ausschlag geben“.

Wußte der Mann nicht, was er empfiehlt? Doch. Es gibt da ein pikantes „Beziehungsgeflecht“: Der Natur-Anlageberater heißt Max Deml, ist Chefredakteur des in Wien erscheinenden Börsenbriefs Öko-Invest (Auflage: 1.500), der in Demls Natur-Ratgeber selbstverständlich auch angepriesen wird. Und: Öko-Invest wird in Deutschland von den Ökologischen Briefen vertreten, deren Herausgeber Jürgen Räuschel Demls volles Vertrauen genießt: „Der macht ein seriöses Projekt“, sagt der Berater in eigener Sache, das „mit einiger Sicherheit“ und mit „Marketingbemühungen“ den „Break- even-point“ erreichen werde. Und sowieso: Kritischer Umweltjournalismus müsse doch prinzipiell gefördert werden. Vorsicht ist angebracht: Wenn einer sagt, es gehe ihm nicht ums Geld, sondern ums Prinzip, dann geht's ihm ums Geld. mib