Wenn Zahlen lügen

■ Abhör-Statistik rechnet Bremer Umland mit

Sooo große Ohren haben Polizei und Zoll in Bremen nicht. Gegen eine Statistik des Bundesjustizministeriums wehrt sich der Bremer Justizsenator, weil darin die Freie Hansestadt als Mekka der Lauschangriffler ausgewiesen wird. Mitte Juni hatte der FDP- Bundestagsabgeordneten Jörg van Essen beim Justizminister angefragt, wo in der BRD wieviel Telefone im Jahr 1992 überwacht worden waren. In der Antwort (insgesamt 3.500mal lauschte die Polizei) steht Bremen mit 206 richterlich angeordneten Abhörmaßnahmen an sechster Stelle der Bundesländer.

Für das kleinste Bundesland war dies eine Spitzenposition. Helga Müller vom Justizressort ist denn auch erleichtert, als endlich mal jemand nachfragt und sie das Rätsel lösen kann. Eine Nachfrage in Bonn habe ergeben, so Müller, daß das Justizministerium für Bremen die Daten von der Telekom übernommen habe. Die aber habe die Zahlen für den Bereich ihrer Direktion angeben — worin Bremen und ganz Nordwestniedersachsen enthalten ist. In Bremen selber, so Müller, hätten im vergangenen Jahr nicht in 206, sondern nur 76 Fällen Polizisten beim Telefonieren gelauscht. Die Einsätze seien hauptsächlich bei der Drogenfahndung erfolgt. Und wenn die Geheimdienste lauschen, steht das sowieso nicht in der Statistik. bpo