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■ Warum werden amerikanische Sportarten so beliebt?Big Boys with little Balls

Berlin (taz) — „Der Erfolgreiche wird sich auf seinem Weg an die Spitze nicht aufhalten lassen.“ Mit diesem Credo erobern die American Sports die Welt. In Europa bisher ein Underdog-Dasein führend, verkaufen sich American Football und Baseball als „american way of life“ auch außerhalb der USA zunehmend und beschwören dabei das Bild des Tellerwäschers, der es zum Millionär bringen wird, herauf. Weltanschauung und Regelwerk gehen hier Hand in Hand.

In dem offiziellen Einsteiger- Video paart sich – da wäre man von alleine nie drauf gekommen – „Angriff“ mit „Anmut“ und vor allem „Kraft“ mit „Poesie“. Das versichert uns jedenfalls der Kommentator. Die Sehnsucht nach den Weiten des wilden Westens findet seine Erfüllung auf der Spielwiese: Gepanzerte Helden rammen sich wie totgeweihte Gladiatoren in der Prärie des Spielfeldes in Grund und Boden. Nur der einsame Quaterback als Lenker und Denker des Spiels bewahrt die Übersicht und führt seine Vasallen ins gelobte Land, sprich in die Endzone des gegnerischen Teams. American Football ist eben ein Sport für harte Männer. „Everybody wants to be a cowboy“, tönt es von der frisch gepreßten Schallplatte der Dallas Cowboys, die es schließlich wissen müssen und letztes Jahr Champions wurden.

Die US-„National Football League“ schickt mittlerweile ihre Teams in alle Welt. So sind in der ersten Augustwoche Tokyo, London und Berlin Spielstätten der Muskel- und Lyrikwettstreite um das lederne Ei. Die neu initiierte „World League“ mit europäischen und amerikanischen Teams war allerdings ein finanzieller Flop. Vor allem krankte sie an mangelndem Interesse des verwöhnten amerikanischen Publikums an einer Liga der Emporkömmlinge. So steht für das Jahr 1994 eine Neuauflage des Unternehmens ins Haus, an der keine amerikanischen, aber sechs europäische Teams teilhaben werden. Sogar Asien ist dazu auserkoren, amerikanisches Draufgängertum und Heldenmut zu verkörpern. In drei bis vier Jahren werden daher Teams aus Hongkong, Singapur, Südkorea und Japan die Klinge mit den Europäern kreuzen. Kurioserweise spielen die Einheimischen dabei meist nur die zweite Geige: Denn auf dem Feld tummeln sich meistens eingekaufte US-Spitzenspieler, während die einheimischen Sportler das Niveau der amerikanischen Profis in der Regel von der Bank aus studieren müssen.

Im Gegensatz zum Football hat Baseball auch außerhalb der Staaten sowohl Verbreitung als auch Klasse gefunden. In Japan hat Baseball sogar den Status eines Nationalsports erreicht. Zur Zeit führen Teams mit so exotischen Namen wie Yakult Swallows, Yomiuri Giant und Nippon Ham die japanische Liste an. Bei den olympischen Spielen in Barcelona wurde es erstmals der Weltöffentlichkeit demonstriert und soll 1996 in Atlanta vollwertiger Bestandteil sein. (Daß in Barcelona ausgerechnet der Erzrivale Kuba die dickste Zigarre mit nach Hause nehmen durfte, konnten die US-Amerikaner nur schwerlich verschmerzen.)

Die Tugenden des amerkanischen Wesens haben damit alle Chancen, weiterhin das Maß der Dinge zu bestimmen. Nach einer Umfrage von US Today stehen Sportveranstaltungen immerhin an der Spitze der Unternehmungen von Teens zwischen 13 und 17 Jahren. 44 Prozent besuchen regelmäßig Profi-Sportspektakel, während nur 31 in Kunstmuseen und 28 Prozent in Rockkonzerte gehen. Und zu verdienen gibt es auch jede Menge. Steve Young, Quaterback der San Francisco 49ers, unterschrieb kürzlich einen neuen Fünfjahresvertrag über 26,75 Millionen Dollar. Harte Männer wollen eben gut bezahlt sein. Ulrich Hinz

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