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■ Das PortraitHeinrich von Lersner

Der Mann ist Jurist, FDP- Mitglied und von altem Adel. Nichts davon qualifiziert ihn besonders zum Präsidenten des Umweltbundesamtes (UBA). Und doch hat es Heinrich Freiherr von Lersner zum dienstältesten Chef einer Bundesbehörde gebracht. Während fünf vorgesetzte Minister kamen und gingen, ist der 1930 geborene von Lersner seit 20 Jahren oberster beamteter Umweltschützer der Republik.

Höflich beschrieben, hat das mit Diplomatie zu tun. Der Freiherr eckte nicht allzu oft in Bonn an, behielt in politisch turbulenten Zeiten die Hand in der Hosentasche. Diplomatie hatte man dem in Stuttgart geborenen Adeligen aus Württemberg allerdings auch von Anfang an nahegelegt. Das frisch gegründete Umweltbundesamt in Westberlin war der DDR ein Dorn im Auge. Gleich zu Beginn verweigerte der zweite deutsche Staat Mitarbeitern des Amtes die Durchreise über die Transitwege. Die beamteten Umweltschützer mußten fliegen. Von Lersner erhielt vorsichtshalber Interviewverbot, um die gereizte Stimmung nicht noch anzuheizen. Wenn es doch Konflikte mit Bonn gab, dann ums Auto. 1984, auf dem Höhepunkt der ersten Tempolimit-Debatte, hängte sich von Lersner für ein solches aus dem Fenster. Und 1992 gab der UBA-Chef – das einzige Mal in seiner Amtszeit – dem Spiegel ein Interview. Der rundliche, stets freundlich wirkende ältere Herr verglich das Tempolimit für Autos mit einem Waffenschein, der die Zahl der Autototen jährlich um mehrere hundert senken könne.

Präsident des Umweltbundesamtes Foto: David Brandt

Das Auto steht auch für das größte Debakel von Lersners. Während sich die Fachleute, auch die seiner Behörde, schon einig waren, daß Dieselruß Krebs erregen kann, erteilte das Amt dem Diesel noch Ende 1986 öffentlich Dispens. Was nicht sein sollte, durfte nicht sein. Von Lersner war unter dem Druck des damaligen Umweltministers Walter Wallmann (CDU) eingeknickt.

Der UBA-Chef steuert auf die Pensionsgrenze zu – sein designierter Nachfolger, Andreas Tröge (CDU), Ex- Industrielobbyist, sitzt schon in den Startlöchern. Besonderen Grund für Rücksichtnahme gibt es also nicht mehr. Vielleicht findet zum Schluß von Lersners Faust sogar mal den Weg aus der Hosentasche – der Amtschef zählt schließlich Götz von Berlichingen zu seinen Ahnherren. H.-J. Tenhagen

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