: Elf sind einer zuviel
■ In Unterzahl erkämpft St. Pauli ein 1:1 in Meppen Aus Meppen Michael Fritz
Als sich St. Pauli-Trainer Seppo Eichkorn Sonntagmorgen in den Mannschaftsbus setzte, um mit seiner Equipe nach Meppen zu fahren, war ihm schon etwas mulmig zumute. 0:2 hatte er im Vorjahr in der Emsland- Metropole verloren und dabei waren noch zwei Spieler mit einer gelb-roten Karte vom Platz gestellt worden.
Auch dieses Mal, beim 1:1 vor 10 000 Zuschauenden (davon 3000 aus Hamburg), sah es zunächst so aus, als sollten sich die Ereignisse wiederholen. Fulminant begannen die Hamburger, erspielten Chancen, die Markus Sailer & Co. sankt-paulianisch-orthodox vergrützten. In der 41. Minute war es Dieter Schlindwein, der den gegnerischen Verteidiger Frank Faltin im Hamburger Strafraum übersah und dessen Schuß nur noch zum 0:1 für Meppen abfälschen konnte. Ein Halbzeitergebnis, das Seppo Eichkorn dazu veranlaßte, den Pausentee mit ein paar ziemlich unfreundlichen Worten zu garnieren.
Nach dem Wechsel also ein weiteres stetiges Mühen der Eichkorn-Equipe, den Ausgleich zu erreichen, bei dem sich Dieter Schlindwein wieder eine Spur zu engagiert zeigte. Nachdem er schon für ein Foulspiel die für ihn obligate Verwarnung erhielt, bat er den Schiedsrichter, Herrn Kiefer aus Baunathal, um Auskunft: „Weißt du eigentlich, was du da pfeifst?“ Er wußte es und Eisen-Dieter durfte, vom Mann in grün mit einer gelb-roten Karte bestückt, vorzeitig zum Duschen.
Den Spielfluß der Kiezjungs schien der Ausschluß ihres Kapitäns nicht zu stören. Der eingewechselte Martino Gatti war es letztendlich, der im Mittelfeld die Fäden in die Hand nahm und seine Mannschaftskumpels nach vorne drängte. Die Belohnung folgte auf dem Fuße: In der 76. Minute nach einem Angriff, der schon beendet schien, sprang der Ball Spielmacher Carsten Pröpper vor die Stiefel. Aus halbrechter Position flankte er nach innen.Dort stand Martin Driller acht Meter vor dem Meppener Tor und nahm das Leder mit rechts volley: 1:1-Ausgleich. Mit diesem Resultat kann der FC zumindest das Ergebnis des Vorjahres korrigieren. Trainer Seppo Eichkorn war's zufrieden: „Ich bewundere die Moral meiner Mannschaft, die gezeigt hat, daß ein altes Fußballgesetz immer noch Gültigkeit hat. Mit zehn Mann spielt man oftmals stärker als mit elf Spielern. Rostock kann nächste Woche kommen!“
Ob er dann allerdings gleich seine Mannschaft in Unterzahl auflaufen läßt, bleibt bis dahin sein Geheimnis.
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