piwik no script img

Illegale Müllexporte nach Lothringen

■ betr.: "Vier Thyssen-Manager als Müllschieber in U-Haft", taz vom 31.7.93

betr.: „Vier Thyssen-Manager als Müllschieber in U-Haft“,

taz vom 31.7.93

Mir als ehemaligem Vorsitzenden des deutsch-französischen Komitees gegen Mülltourismus (Comité franco-allemand contre le tourisme des déchets) tun die Thyssen-Manager ein wenig leid. Sie haben nur das getan, was im Jahre 1985, u.a. mit dem obersten Dienstherrn Joschka Fischer, die Hessische Industriemüll GmbH auch tat. Sie hat Filterstäube aus Verbrennungsanlagen von Opel Rüsselsheim, Darmstadt und Kassel nach Montois-la-Montagne – natürlich als Hausmüll deklariert – exportierten lassen. In Montois-la- Montagne lag unter den Klärschlämmen aus Baden-Württemberg, für die sich der damalige grüne Landtagsmüllexperte Andreas von Bernsdorf gar nicht interessierte, und den Filterstäuben aus Kassel eine ehemalige Eisenerzmine, aus der zwölf Gemeinden Lothringens ihr Trinkwasser gewannen. Die Aufbereitung der Filterstäube bestand darin, daß sie mit einem Kalk-Zementgemisch verfestigt werden sollten. In Montois-la-Montagne hat unsere Partner-BI S.O.S.-Dioxine die Prozesse gewonnen.

Unser Komitee ist längst eingegangen, weil die kommunistischen Bürgermeister der betroffenen Orte uns nicht mehr unterstützt haben, als wir auch gegen die Müllexporte nach Schönberg vorgehen wollten. Auf einer Veranstaltung in Montois wollte Dr. Schöner von der hessischen Industriemüll uns Deutsche überzeugen mit dem Spruch: „Müllexport nach Lothringen ist zwar unmoralisch, aber nach Schönberg, das ist amoralisch. Uns bleibt aber nur diese Alternative.“ [...] Also, der taz- Spruch „Damit das nicht immer so weitergeht“ klingt bei mir nicht überzeugend. Kein grüner Landesminister in den alten oder neuen Bundesländern wird die Nutzung der ostdeutschen Kaligruben als Giftmülldeponien verhindern; denn den Dreck dort loszuwerden, ist noch billiger als in Lothringen. Außerdem schafft Müllagerung Arbeitsplätze. Alles Argumente, die ich in Lothringen schon gehört habe, nur daß das „Sale Boche“ ausgetauscht werden muß gegen „Besserwessi“.

Fazit: Es leben die Müllverbrennung und die Kalistollen in Thüringen! Hartmut Wardemann,

Weiterstadt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen