■ Radiodays: Montag
Ein Blick in zeitgenössische Programmzeitschriften enthüllt den Wunsch nach Kategorisierung der Geisteswelt. Ob in Sachen Literatur nach 1945 (ZDF) oder Musik nach 1968 beim (DLF) – ein „Epochendenken“ ist allgegenwärtig. Im Gespräch mit Machern und TheoretikerInnen eruiert Reinhard Oehlschlägel den Aufstand am Kompositionspult nach dem revolutionären Stichjahr. Verlust oder Naivität (10.10 Uhr)? Die immense Bedeutung des Höralltags jener Zeiten, Als Video noch ein Fremdwort war, ist Thema der DLF-„Studiozeit“ um 22.15 Uhr.
Hartnäckigen Vorurteilen zum Trotz haben auch Intellektuelle ein Herz fürs Populäre. Italo Calvino beispielsweise ist ein geschätzter Schriftsteller, wenn er nicht gerade – und das exklusiv für Sie – mit einem Neandertaler über Jagdunfälle, Lehmfarben und die schwindende Körperbehaarung der Females plaudert. Unmögliche Interviews, um 16 Uhr auf Radio Bremen 2.
Schon in den zwanziger Jahren beklagte eine brillante Essayistin den Niedergang dieser lebenssprühenden Literaturgattung. Doch unendlich viel trauriger würde Virginia Woolfs Bestandsaufnahme heute ausfallen... Das subjektive, spitzfindige und inspiriert-suchende Schreiben – ein Anachronismus in den binären Gedankenwelten! Als Retter in höchster Not erinnert der RIAS um 23 Uhr an das große Vorbild aller Essayisten: Michel de Montaignes.
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