: „Hier steht der Präsident des Senats“
■ Wedemeier bei Stadtwerke-Versammlung / Willipinski: Wegen Klöckner fällt "höchstens eine Sozialleistung"
Nichts Neues über den Stadtwerke-Verkauf, aber viel Unmut über den Senat. Das ist das Ergebnis einer Betriebsversammlung der Stadtwerke gestern morgen in der Stadthalle. Klaus Wedemeier persönlich war geladen, den rund 2.600 Beschäftigten von insgesamt 3.100 den Stand der Verkaufsverhandlungen zu erklären. Nur zu erklären gab es nichts, was nicht schon in der Zeitung gestanden hätte. „Es gibt mehr als zwei Interessenten“, mehr wollte Wedemeier nicht sagen, um mögliche Gespräche nicht zu gefährden. Ein Verkauf von Anteilen über eine Marge von zweimal 24,9 Prozent sei mit ihm nicht zu machen. Da 20 Prozent der Anteile bereits von Banken gehalten werden, würden ohnehin damit nur gut 30 Prozent bei der Stadtgemeinde verbleiben. Und Wedemeier versprach, den Betriebsrat fortlaufend zu zu unterrichten. Der sagte zwar nach der Veranstaltung, er sei gegen den Verkauf, in der Stadthalle ging es allerdings auch bei den Beiträgen aus der Belegschaft allein um das Wie, nicht mehr um das Ob. Und es ging darum, „den Politikern“ die Meinung zu sagen.
„Hier steht der Präsident des Senats“ — demonstrativ schmetterte Klaus Wedemeier Kritik am Senat ab. Besonders Umweltsenator Ralf Fücks hätte Prügel einstecken müssen — wenn er denn dagewesen wäre. Ihn hatte der Betriebsrat zwar genauso eingeladen wie auch Wirtschaftssenator Jäger, aber die waren nicht gekommen. Der Senat hatte sich auf einen Soloauftritt von Wedemeier geeinigt. Fücks hatte bei einer Grünen-Mitgliederversammlung gesagt, bei den Stadtwerken seien „20-25 Prozent zuviel Personal an Deck“. Die Rentabilität pro Beschäftigtem liege weit unter der anderer vergleichbarer kommunaler Energieversorger. Sowohl die Redner von der Arbeitnehmerseite als auch Arbeitsdirektor Jörg Willipinki für den Vorstand wiesen diese Zahlen vehement zurück. Habort: „Das ist ein Schlag unter die Gürtelllinie aller Kollegen, die rund um die Uhr die Versorgungssicherheit garantieren.“ Einer forderte sogar, Fücks solle sich öffentlich entschuldigen.
Ausgerechnet eine Bemerkung von Willipinski ließ jedoch darauf schließen, daß Fücks Kritik an märchenhaft hohen Soziallleistungen der Stadtwerke ganz falsch nicht sein kann: Der Arbeitnehmer- Vorstand redete über das Risiko, das bei einem möglichen Crash von Klöckner erwachsen würde. Willipinski wörtlich: „Andere Kollegen beneiden uns darum, daß mit dem Klöckner-Risiko höchstens die ein oder andere Sozialleistung wegfällt.“ Ob dahinter aber die reale Möglichkeit steht, Sozialleistungen zu kürzen, das wird zumindest von einem bestritten. Vorstandschef Günter Czichon: „Das ist Theorie.“
Der Stadtwerke-Betriebsrat war mit einem Paket von Forderungen in die Versammlung gegangen: Die Eigenständigkeit müsse erhalten bleiben, die Kraftwerkskapazität und das energiepolitische Mitspracherecht in Richtung Dienstleistungsunternehmen müsse gesichert und die Arbeitsplätze erhalten werden. Doch schon Willipinski relattivierte diese Forderungen: „Gesundschrumpfen oder mit einem Partner erhalten“, das sei die Alternative, die sich jetzt stelle. Möglicherweise liege die Zukunft in großen Kraftwerksblöcken, die aber die Stadtwerke nicht allein betreiben könnten, öffnete Willipinski eine Tür für Großinvestoren.
Viel versprechen konnte Wedemeier nicht. Bevor die Verhandlungen starten könnten, müßte zuerst der Finanzbedarf des Landes und der Wert der Stadtwerke ermittelt sein. Der Bedarf hängt davon ab, ob Bremen mit seiner „Interessentenlösung“ bei der Duisburger Klöckner-Mutter landen kann. Und der Wert der Stadtwerke wird noch ermittelt. Aber daß es keinen Weg am Verkauf vorbei gebe, wenn Klöckner gerettet werden soll, das vertrat Wedemeier mit Überzeugungskraft. Niemand sprach dagegen.
Ein kleiner Konflikt blieb aber doch: Der Betriebsrat hätte gerne die Zusage gehört, daß er an den Verhandlungen direkt beteiligt würde. Sonst sei niemand da, der die Interessen der Belegschaft vertreten würde. Doch Wedemeier wollte nur eines versprechen: „Sie werden hier nicht übergangen.“ J.G.
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