: Mädchenkulturhaus am Ende?
■ Einzige Stelle läuft Ende Oktober aus / Mädchenarbeit ohne Lobby
Im Ostertorviertel mitten in Bremen steht ein ganzes Haus für Mädchen und junge Frauen, die mit Begeisterung die Räume füllen. Sie kommen aus Bremen, aber auch aus Delmenhorst und Kirchweyhe zu den Kursen. Erst in diesem Frühjahr hatte die Kursarbeit im Mädchenkulturhaus begonnen. Vielleicht ist diese Zeit aber schon bald wieder vorbei: „Ende Oktober muß der Betrieb voraussichtlich eingestellt werden“, klagt Karin Dölling, die einzige Mitarbeiterin, die im Mädchenhaus noch eine feste Stelle hat. Träger des Hauses ist der Bund Deutscher PfadfinderInnen.
Eine ABM-Stelle ist bereits Ende August ausgelaufen. Karin Dölling hat die zweite Stelle, eine BSHG-19-Stelle, die am 31. Oktober ausläuft. Was dann passiert, steht noch in den Sternen. In der Regel werden die nach § 19 Bundessozialhilfegesetz vergebenen Stellen immer nur für ein Jahr bewilligt und nicht verlängert. „Die Mädchen brauchen aber eine Anlaufphase, um Vertrauen aufzubauen. Ihnen ist es nicht egal, ob eine geht und eine kommt“, betonte Anette Klasing vom Arbeitskreis Mädchen, Bremer Stadtjugendring. Außerdem dürfen BSHG-Stellen ihrer Definition nach nicht für reguläre, sondern nur für zusätzliche Arbeiten genutzt werden. Inoffiziell sieht es jedoch anders aus. Denn der Träger dieser Stellen, die Werkstatt Bremen, duldet dies zwar stillschweigend, könnte dies aber auch jederzeit beenden, gibt Anette Klasing zu bedenken.
Für diesen Herbst sind zwar bereits zwei solcher BSHG-19- Stellen bewilligt worden. Doch wenn die neuen Mitarbeiterinnen im November und Dezember beginnen, sind die Stellen der Frauen, die sie einarbeiten könnten, bereits ausgelaufen. Wie aber kann eine neue Kollegin ohne Einarbeitung das Haus leiten, das aus unterschiedlichsten Töpfen finanziert wird?
Ein Überbrückungsantrag zur Weiterfinanzierung der bisherigen Stellen bis Ende des Jahres wurde abgelehnt. „Das ist eine Politik, die die Mädchenarbeit langsam sterben läßt“, meint Karin Dölling, „am liebsten hätten wir vier feste Stellen.“
So ist das Mädchenkulturhaus mit zwei Stellen im Projektförderungsprogramm der Stadt Bremen angemeldet. Im Koalitionsausschuß muß noch darüber verhandelt werden, wieviel Geld das Jugendressort von den insgesamt 7,7 Millionen Mark Projektmitteln erhält. „Dann kann es allerdings noch lange dauern, bis das Ressort entscheidet, wieviel Geld davon für den Mädchenbereich abfällt“, vermutet Anette Klasing. Der ständige Kampf um Gelder und Stellensicherung frißt Zeit und Nerven der einzig verbliebenen Mitarbeiterin. Aber Karin Dölling weiß warum: „Mädchen haben keine Lobby. Es gibt z.B. keinen festen Haushaltstitel für Mädchenarbeit“,sagt sie. Noch ist Leben in dem Haus mit Grasdach, Sonnenterasse, hellen Werk-, Atelier- und Seminarräumen. Noch trainieren die Wen-Do-Gruppen, spielen die Flüchtlingsmädchen Theater, basteln junge Frauen in der Kunsthandwerkgruppe, treffen sich lesbische Mädchen. Das Mädchenkaffee, verziert mit Säulen aus dem BürgerInnenpark, lädt dazu ein, sich einfach so zu treffen. Und es gibt immer noch neue Ideen: Fotolabor, Fahrradwerkstatt, Selbsthilfegruppe für junge Frauen mit unglücklichem Eßverhalten — Platz genug gibt es für all diese Projekte. Und ab nächster Woche bietet das Mädchenkulturhaus ein interessantes Programm für die Herbstferien an. Zum Beispiel: ein Schlagzeug- Workshop, ein Mädchenzirkus, die Möglichkeit, Horoskope anzufertigen. Almuth Schellpeper
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