: Malerei als Schmuck und Kunst
■ Verschiedene Ausstellungen des BBK im Kunsthaus
Mit 19 schnellen Pinselstrichen auf der vorbereiteten Leinwand hat Hyun-Sook Song eine archaische Brücke gemalt. Das Bild der Koreanerin steht durchaus programmatisch im Zentrum der Ausstellung „Farbauftrag“, mit der der Berufsverband bildender Künstler (BBK), sein neues Domizil in der Markthalle einweiht. Denn die Kunst der Überbrückung ist hier ständig nötig: Zwischen den widerstrebenden Interessen in den Reihen der Mitgliedschaft, zwischen Hamburger und ausländischen Künstlern und den diametralen Auffassungen von Kunst insgesamt. Der BBK hat daraus ein Bündel von Aktivitäten geschnürt: Einen Ausstellungszyklus für den Anspruch, eine Ausstellung für den „Dialog“ mit den ausländischen Mitbürgern und zum Besten der eigenen Mitglieder: Ein Wochenende an dem eine Auswahl von Künstlern ihre Ateliers öffentlich zugänglich macht.
Wer soviel bringt, zeigt zumindest seinen Behauptungswillen auf der Kunstmeile zwischen Kunsthalle und Deichtorhalle. Wie schon im alten Kunsthaus, gibt es eine Tür zur Verbindung mit dem Kunstverein für die Fortsetzung der Kooperation in gemeinsamen Ausstellungen. Aber anders als der Nachbar, zeigt der BBK zum Beginn der fünfteiligen Ausstellungserie große Malerei in zwölf unterschiedlichen Positionen.
Trotz seiner bekannten Vorliebe für realistische Kunst, hat Ausstellungsleiter Claus Mewes, gerade aus diesem Bereich die am wenigsten überzeugenden Bilder ausgewählt: die Arbeit von Gisbert Lange, als „Fries“ über den Türen gehängt, erinnert in peinlicher Weise an sozialistische Ausschmückungskunst und das kritische KZ-Bild von Christoph Krämer verplätschert in gefälligen Farben.
Dagegen ist die Vereinzelung auf ein großes Werk überzeugend: die Kraft der Gestik des siebzigjährigen K.R.H. Sonderborg, die Vibration der Farben bei Peter Heber oder das Spiel des Lichts auf der monochromen, gekämmten Farbfläche Rolf Roses kommen bestens zur Geltung. Die jüngste in der Runde ist die 1960 geborene Susanne Koch. Ihre konzeptionell unbefriedigende Demonstration der Grenzen schwarzen Farbauftrages gegen weißen Grund erweckt nur einen Wunsch: In den folgenden Ausstellungen zu sehen, ob denn die jüngeren Hamburger MalerInnen wirklich die Malerei nicht mehr ernst nehmen.
Hajo Schiff
“Farbauftrag“: Klosterwall 15, bis 24.Oktober; „Dialog“: Sievekingplatz 1, bis 15.November; „Offene Ateliers“: Heute und Sonntag, Busfahrt zu den Ateliers heute 11 Uhr ab BBK, Info: 2207189 (K. Duwe).
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