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Betr.: "Analität des Bösen", taz vom 2.10.93

[...] Broders Artikel arbeitet mit Vergleichen, die er selbst als überzogen, verharmlosend usw. darstellt und damit KritikerInnen die Speerspitze brechen will. Er hat die Untauglichkeit des Stilmittels selbst erkannt und ist seiner Faszination dennoch erlegen. Der Gebrauchswert seines Textes sinkt damit leider. Provokationen müssen sitzen, müssen ein wenig Gift enthalten, wenn sie treffen wollen. Aber wenn sie vorher zu Brechreiz führen, dann werden sie unverdaut wieder ausgeworfen.

Zum Glück habe ich weitergelesen, und mit zunehmender Textlänge trifft Broder immer besser. Die Betroffenheit über die schrecklichen gewalttätigen Jugendlichen, die in Sozialarbeitern für Nazitreffs gipfelt, ist genauso geheuchelt wie die Ahnungslosigkeit, mit der Arbeitslosigkeit und Ausländerhaß gleichgesetzt werden. Angesichts des Elends in dieser Stadt, Obdachlosigkeit, Kindereinsamkeit, Diskriminierung, kann einen das Engagement für das Millionengrab Schiller Theater nur ratlos machen.

Die Gleichung „Wer Müll trennt, wäre ein guter KZ-Wächter geworden“, ist aber mindestens genauso vereinfachend und abstoßend wie „Wer arbeitslos ist, steckt Asylbewerberwohnheime an“. Judith Ecker, Berlin

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