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Amüsiermeilen und Nervenkitzel

■ Südostasiens Aufschwung: Das Goldene Dreieck wird zum Touristen-Dorado. Laos und Burma geben ihre Isolation auf

Mit ohrenbetäubendem Lärm rast das schmale, langgestreckte Schnellboot über den lehmfarbenen Mekong-Fluß. Die eine Uferhälfte gehört zu Burma, die andere zu Thailand, und wenige Kilometer flußabwärts liegt Laos. Das Goldene Dreieck steht in üblem Ruf. Dort befindet sich seit langem eines der Hauptproduktionszentren für Heroin.

Doch die Vermutung, auf den zahlreichen hin und her fahrenden Schnellbooten werde der Stoff gerade verschifft, ist falsch. An Bord genießen Touristen den Nervenkitzel. Das Goldene Dreieck verwandelt sich immer mehr in ein neues Reiseziel und setzt dabei bewußt auf die eigene Tradition: „Willkommen im Goldenen Dreieck“, wirbt es mit einer Mohnpflanze auf T-Shirts und Plakatwänden.

Straßen werden gebaut, Hotels entstehen, und für Tourismusmanager wie den Schweizer Hotelier Erwin Gruber ist die Perspektive klar: „Hier ist ein Boom von ungeahnten Dimensionen zu erwarten.“ Laos und Burma werden nach allgemeiner Erwartung bald die jahrzehntelange selbstgewählte Isolation aufgeben, eine Freihandelszone mit den Mekong- Anrainern Südchina, Burma, Laos, Kambodscha, Vietnam und Thailand steht kurz vor der Gründung. Der Mekong soll durchgehend schiffbar werden, Touristenschiffe sollen zwischen China und Thailand verkehren. Auch eine neue Eisenbahnlinie ist geplant.

Thailand ist das Schlüsselland für diese Entwicklung und hat bereits erste Vorsorge getroffen: Der grenznahe Flughafen von Chiang Rai ist erweitert und modernisiert worden. Er kann nun die erhofften künftigen Touristenströme problemlos bewältigen. In der Planungsphase befindet sich ein Opium-Museum, das zur Darstellung der Geschichte des Rauschgifthandels ebenso genutzt werden soll wie als Konferenzzentrum zur Bekämpfung dieses noch immer florierenden Wirtschaftszweiges.

Schon jetzt vermeldet die Tourismus-Behörde Thailands rasante Sprünge der Besucherzahlen. So berichtete Anfang Oktober die Bangkok Post, daß mehr als 3,9 Millionen Touristen in den ersten sieben Monaten dieses Jahres registriert worden seien. Die größte Gruppe stellt das benachbarte Malaysia (22 Prozent), auch Chinesen kamen so zahlreich wie nie zuvor. Außerhalb des asiatischen Raumes liegen die Europäer mit einer Zuwachsrate von neun Prozent an der Spitze. 157.000 Deutsche wurden in der neuesten Statistik von Januar bis Juli erfaßt.

Die Vielfalt der neuen Ziele ist auch ein Mittel, um dem absehbaren Verdruß an den überlaufenen bisherigen Rennern des Geschäfts zu begegnen. Die Viel-Millionen- Metropole Bangkok (genaue Einwohnerzahlen sind nicht bekannt) erstickt in den Abgasen des chaotischen Verkehrs. Und obwohl das Land eine Oase der Friedfertigkeit ist und Belästigungen kaum bekannt sind, machen sich die Verantwortlichen doch Sorgen, wie sie in der Amüsiermeile von Patpong weiterhin für die Sicherheit der Gäste sorgen können. Auch im 150 Kilometer entfernten Pattaya, dem bekannten Badeort und einem beliebten Naherholungsziel für die Einwohner Bangkoks, macht man sich Gedanken über die Zukunft. In dem einst verschlafenen Fischerdorf ist eine Amüsiermeile entstanden, die zum Synonym für den in Verruf geratenen Sex-Tourismus geworden ist. Auch der Umweltschutz liegt in diesen Zentren im argen. Nach zwanzigjährigem, intensivem Tourismus ist die Bucht durch die Abwässer bei den Reisenden in Verruf geraten. Immer mehr deutsche Reiseveranstalter tragen dem Trend Rechnung und haben das traditionelle Angebot Bangkok und die Badeorte um neue Ziele erweitert. dpa

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