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Wer stürzt Mister Mobbing?

■ Gerangel in der Bremer CDU / Kudella von Visselhövede nach Straßburg?

Kennen Sie Ulrich Nölle? „Wir können nicht alle vier Jahre einen Politneuling gegen Wedemeier stellen“, heißt noch eine der freundlicheren Bemerkungen, die in der Bremer CDU derzeit über den einstigen Spitzenkandidaten zu hören sind. Politisch nicht präsent und immer die gleichen Reden, das geht so manchem CDU'ler inzwischen mächtig auf die Nerven. Doch CDU-Alleinherrscher Bernd Neumann scheint unbeirrt und will Nölle ein zweites Mal als Spitzenkandidat. Eines von vielen Personalproblemen mit denen sich die CDU am Wochenende in einer streng vertraulichen Vorstandsklausur herumschlagen muß.

Macht der Mann von der Sparkasse wieder den Wedemeier-Herausforderer, dann kann er schlecht Bürgerschaftsvize bleiben. Eigentlich müßte er den Fraktionsvorsitz übernehmen. Aber das traut dem Bürgermeisterkandidaten niemand zu. Außerdem müßte er dann von seinem gutdotierten Bankjob Abstand nehmen und ganz in die Politik einsteigen. Also wird Kudella wohl den Karren weiterziehen müssen, es sei denn, es zieht ihn im kommenden Juni ins Straßburger Europaparlament. Doch da soll wohl der CDU-Haushaltsexperte Reinhard Metz sein politisches Gnadenbrot verzehren dürfen. Und dann gibt's ja auch noch die Bundestagswahlen im kommenden Jahr. Wer soll da neben Bernd Neumann zweiter Mann sein? Wieder Günter Klein? Nein! Heißt es unisono aus der Union. Der habe sich mehr um den Taiwan-Auftrag für den Vulkan als um den Wahlkreis gekümmert. Aber Michael Teiser aus Bremerhaven, der könnte es schon werden. Womit bereits zwei der derzeitigen Fraktionsvize aus dem Weg geschafft wären.

Bleibt die dritte, die von den CDU-Frauen und der Jungen Union angefeindete Elisabeth Motschmann. Die lädt derzeit alle möglichen Fraktionskollegen zum Essen ein, um für ihre Wiederwahl Stimmung zu machen. Und mit Schutzpatron Bernd Neumann im Rücken sollte das auch klappen. Es sei denn der eher gemütliche Peter Kudella traut sich, endlich einmal, auf den Tisch zu hauen und die Neumann-Seilschaft zu beenden.

Dafür steht schließlich auch noch der Geschäftsführer von Partei und Fraktion, Helmut Pflugradt. Der ist Neumanns Aufpasser und wegen seiner Umgangsformen im CDU-Haus als Mister Mobbing verschrieen. „Pflugradt muß weg!“, sagt die eine und der andere. Doch das traut sich niemand laut zu sagen, wer will schon vom allmächtigen CDU-Chef bei der nächsten Kandidatenaufstellung abgestraft werden. Deshalb bleibt alles, wie es ist, sagt Rosi Roland

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