Theater der Schulen: Rotstiftpolitik
■ Schüler sollen ihren Platz in Privattheatern teurer bezahlen
Am 11.11. herrscht beim Senator für Schule, Berufsbildung und Sport traditionsgemäß Kanevalsstimmung. In diesem Jahr war es Staatssekretär Arndt, der die erste Büttenrede zu halten hatte. Adressat seiner sarkastischen Worte war das „Theater der Schulen“, das Instrument der Schulverwaltung des Senats, Theaterbesuche von Schülern bei Freien Theatergruppen und Privattheatern zu billigeren Preisen zu ermöglichen. Die Eintrittskarten der staatlichen Bühnen werden über den Kultursenat subventioniert.
Bereits Anfang Oktober berichtete die taz über die Ebbe in der Kasse des „Theaters der Schulen“. Der dafür zuständige Referent in der Schulverwaltung, Herr Lanow, sagte damals gegenüber der taz, daß man beim Schulsenat intensiv in den verschiedenen Töpfen nach Geldern fahnde, um die Subventionierung bis zum Ende des Jahres sicherzustellen. 300.000 Mark wurden dabei gefunden. Aber auch das reicht nicht. Und Insider vermuten, daß dieses Geld vom Etat des nächsten Jahres wieder abgezogen wird.
Die Ursache der Geldknappheit liegt in der enorm angewachsenen Besucherzahl aus dem Ostteil der Stadt. Im Jahre 1992 konnten rund 325.000 Theaterbesuche von Berliner Schülern gefördert werden. Das waren etwa 100.000 mehr als im Jahr davor. In diesem Jahr mußte von einer ähnlichen Steigerungsrate ausgegangen werden. Ausschlaggebend war die Weigerung des Schulsenats, den 800.000 Mark hohen Etat des „Theaters der Schulen“ entsprechend zu erhöhen. Verschärfend kam hinzu, daß sogar ein Teil des Geldes wegen der allgemeinen Rotstiftmisere gesperrt war.
Die Finanzstrategen der Schulverwaltung haben allerdings nichts daraus gelernt, denn der Etat für das nächste Jahr soll nicht erhöht werden. Das bedeutet, daß 1994 die Freien Theater ab Oktober aufhören können zu spielen, da sie sich in einer Zwickmühle befinden: Ohne Kartensubvention können sie nicht kostendeckend spielen. Bei an die realen Kosten angepaßten Eintrittspreisen bleiben die Schulklassen weg. Hinzu kommt, daß gerade die Monate November und Dezember überdurchschnittlich für den Theaterbesuch genutzt werden. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, will man laut Andreas Moegelin, Sprecher des Schulsenators, die zu knappen Mittel quartalsweise kontingentieren. Peter Huth
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