Japanischer Dank an die Arbeiter

■ Bei Mazda stand erstmals eine Autofabrik einen Tag still

Tokio (taz) – Der 23. November ist in Japan seit der Nachkriegszeit der Feiertag zum Dank für die Arbeiter. Er hatte einst die Funktion, den kämpferischeren 1. Mai als Arbeitertag zu ersetzen und erscheint in diesem Jahr kampfloser denn je. Dafür sorgte gestern der japanische Automobilhersteller Mazda, der seinen 25.000 Angestellten ausnahmsweise einen freien Montag als Brücke zum heutigen Feiertag bescherte.

Hinter der scheinbar nett gemeinten Geste aber verbarg sich bei Mazda die schiere Not. Das Unternehmen schreibt erstmals seit seiner Gründung rote Zahlen und kann den Umsatzrückgang ähnlich wie bei VW in Wolfsburg nur noch durch drastische Produktionsdrosselung ausgleichen. So wurde gestern der Bau von 10.000 neuen Autos eingespart. Für die stolze japanische Autoindustrie war der freie Tag bei Mazda freilich eine unerwartete Premiere: Zum ersten Mal überhaupt standen in Japan an einem gewöhnlichen Arbeitstag in einem großen Autowerk aufgrund fehlender Aufträge die Räder still.

Andere japanische Autohersteller wollen in den nächsten Wochen dem Beispiel von Mazda folgen. Honda plant bis zum Jahresende sogar vier produktionsfreie Tage. Nissan gibt nach Verlusten von über 500 Millionen Mark in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahrs 15.000 Angestellten bis zum Jahresbeginn zwei beliebige Tage frei. 4.000 neue Autos hofft die Firma so zu vermeiden. Von allgemeinen Arbeitszeitverkürzungen aufgrund der Rezessionslage aber ist bislang in Japan keine Rede. Für produktionsbedingte Arbeitsausfälle zahlt die japanische Regierung schließlich ein bescheidenes Kurzarbeitergeld – als Dankeschön an einem Feiertag, der seinen Namen heute nicht mehr verdient. Georg Blume